Samstag, 30. Dezember 2017

Fotoalbum eines Bensheimer Soldaten Teil III - Jakob Seegers photographische Erinnerungen an seine Kriegszeit in der Ukraine

Jakob Seegers Fotoalbum weist nun immer öfter Bilder auf, die sich auf seinen Einsatzraum in Stryj beschränken. Ruinen und Alltag, Zivilpersonen und Kameraden.

Ob alle Bilder in ihrer Anordnung in den zwei Fotoalben auch der chronologischen Reihenfolge der Geschehnisse entsprechen, ist nicht ganz klar, nicht zuletzt aufgrund der fehlenden Beschriftung der Alben.

Die zwei ersten Bilder des zweiten Albums allerdings sind kleine Leckerbissen und lassen sich relativ gut datieren. Es handelt sich um zwei bereits verladene Beutepanzer der russischen Armee. Sie sind vom Typ Jeffery-Poplavko, die im Raum Tarnopol im Sommer 1917 erbeutet wurden. Ihr Weg gen Westen führte sie wohl auch über Stryj, wie Jakob Seegers Bilder zeigen.

Im Hintergrund des ersten Bildes erkennt man das durch einen Treffer im Heck beschädigte Fahrzeug des zweiten Bildes. Zudem lassen sich die Eisenbahnanlagen des Bahnhofs Stryj inklusive einer Lok erkennen.


Das zweite Bild zeigt nun das getroffene Beutefahrzeug im Detail, auch hier sind im Hintergrund wieder die Eisenbahnanlagen des Bahnhofs Stryj zu erkennen, dem Einsatzort Jakob Seegers.


Trotz voranschreitender Technik bilden Pferde bis in den Zweiten Weltkrieg hinein das Rückgrat der Armeen in Bezug auf Transport und Logistik. So auch bei den österreichischen Truppen, wie hier bei einer Feldbahn zu sehen, die von Pferden gezogen Munitionskisten und Verbrauchsgüter zu den kämpfenden Einheiten brachten.


Dass die Spezialisten der Eisenbahnregimenter nicht nur Dienst schoben, zeigen viele der erhaltenen Bilder. Immer wieder fotografiert Jakob Seeger Alltagsszenen in Galizien. Die Märkte sowie das Leben der Menschen scheinen es ihm besonders angetan zu haben.




Ein Bauerndorf im Raum Stryj. 



Samstag, 23. Dezember 2017

Bescherabend 1915 - Kriegsfreiwilliger Joseph Stoll schreibt seiner Mutter zu Weihnachten

Joseph Stoll (1879-1956) meldete sich im Jahre 1915 als Kriegsfreiwilliger. Auch wenn der Begriff "Kriegsfreiwilliger" einen vorauseilenden Gehorsam suggeriert, so hat dieser Schritt einen erheblichen Vorteil gegenüber dem normalen Verlauf einer Rekrutierung. Es bestand die Möglichkeit Einfluss auf den Truppenteil zu nehmen, bei dem man zu dienen hatte [1]. In Kombination mit seinem Alter und seinem Hochschulstudium ergab sich so die Möglichkeit bei der Festung Namur eingesetzt zu werden.

Zu Weihnachten 1915 schreibt Joseph Stoll an seine Mutter in Bensheim:
"Feldpostkarte, gelaufen: 25.12.1915, Absender: Joseph Stoll, Kaiserliche Fortifikation Namur, Adressat: Frau Prof. Dr. Stoll, Bensheim adB, (Hessen), Text: Liebe Mama! Seit etwa 3 Tagen bin ich bei der Kaiserlichen Fortifikation. Ich habe daselbst die Pläne für die Befestigungen zu bearbeiten. Es ist sehr interessant und noch schöner als am Gouvernementsgericht. Da ich Zeichner von Beruf bin, hat der Major vom Gouvernement gesagt, könnte ich an der Fortifikation meine Kenntnisse besser anwenden, als am Gericht. Ich sitze mit einem Leutnant zusammen auf dem Büro. Es ist sehr schön und der Leutnant ist ein sehr liebenswürdiger Herr, auch ein studierter Mann. Ich wohne auf der Hauptstraße von Namur bei einem Kaufmann, der gut Deutsch spricht und sehr nett zu mir ist. Du siehst es geht alles sehr gut. Gestern abend am Bescherabend (Fortsetzung nächste Karte)"
"Feldpostkarte, gelaufen: 25.12.1915; Absender: Joseph Stoll, Kaiserliche Fortifikation Namur, Belgien; Adressat: Frau Prof. Dr. Stoll, Bensheim adB, (Hessen); Text: (Fortsezung) am Bescherabend war eine große Feier bei der ich auch zugegen war. Deine beiden Briefe habe ich erhalten und daraus ersehen, daß es Dir noch gut geht. Schreibe mir noch einmal ausführlich, ob du die kleinen Pakete erhalten hast und ob das große schon angekommen ist mit meiner überflüssigen und schmutzigen Wäsche. Reiling ist Gefreiter geworden. Er war 2 Monate früher Soldat als ich und ich hoffe, es in 2 Monaten auch zu sein! Es ist zwar egal, aber wenn man es werden kann, nimmt man es auch mit. Sonst weiß ich nichts zu berichten. Ich hoffe vielleicht im Januar oder Februar Urlaub zu bekommen. Dann kann ich Dir auch mehr mitteilen. Herzliche Grüße an alle besonder an Fräulein. Dein Joseph" 

BIAB_NLJS_CV_0476; Nachlass Joseph Stoll, Bensheim; Postkarte, Feldpost, gelaufen: 25.12.1915; Absender: Joseph Stoll, Kaiserliche Fortifikation Namur; Adressat: Frau Prof. Dr. Stoll, Bensheim adB, (Hessen); Text: Liebe Mama! Seit etwa 3 Tagen bin ich bei der Kaiserlichen Fortifikation. Ich habe daselbst die Pläne für die Befestigungen zu bearbeiten. Es ist sehr interessant und noch schöner als am Gouvernementsgericht. Da ich Zeichner von Beruf bin, hat der Major vom Gouvernement gesagt, könnte ich an der Fortifikation meine Kenntnisse besser anwenden, als am Gericht. Ich sitze mit einem Leutnant zusammen auf dem Büro. Es ist sehr schön und der Leutnant ist ein sehr liebenswürdiger Herr, auch ein studierter Mann. Ich wohne auf der Hauptstraße von Namur bei einem Kaufmann, der gut Deutsch spricht und sehr nett zu mir ist. Du siehst es geht alles sehr gut. Gestern abend am Bescherabend (Fortsetzung nächste Karte)[Anm.: siehe BIAB_NLJS_CV_0473]; digitalisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

BIAB_NLJS_CV_0473; Nachlass Joseph Stoll, Bensheim; Feldpostkarte, gelaufen: 25.12.1915; Absender: Joseph Stoll, Kaiserliche Fortifikation Namur, Belgien; Adressat: Frau Prof. Dr. Stoll, Bensheim adB, (Hessen); Text: (Fortsezung, Anm.: siehe BIAB_NLJS_CV_0476) am Bescherabend war eine große Feier bei der ich auch zugegen war. Deine beiden Briefe habe ich erhalten und daraus ersehen, daß es Dir noch gut geht. Schreibe mir noch einmal ausführlich, ob du die kleinen Pakete erhalten hast und ob das große schon angekommen ist mit meiner überflüssigen und schmutzigen Wäsche. Reiling ist Gefreiter geworden. Er war 2 Monate früher Soldat als ich und ich hoffe, es in 2 Monaten auch zu sein! Es ist zwar egal, aber wenn man es werden kann, nimmt man es auch mit. Sonst weiß ich nichts zu berichten. Ich hoffe vielleicht im Januar oder Februar Urlaub zu bekommen. Dann kann ich Dir auch mehr mitteilen. Herzliche Grüße an alle besonder an Fräulein. Dein Joseph; digitalisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

"...der Leutnant ist ein sehr liebenswürdiger Herr..." - Leutnant Diederici 


Wie in seiner Weihnachtskarte erwähnt, arbeitete Stoll in einer Schreibstube der Festungskommandantur. Sein Vorgesetzter, Leutnant Diederici, schenkte ihm zur Erinnerung an die Zeit in Namur ein Bild, welches ihn "hoch zu Ross" zeigt. Was aus dem Leutnant wurde, ist unbekannt. Es existieren keine weiteren Dokumente.


Dienststelle Joseph Stolls 1915-1918 - Palais provincial de Namur, Belgien



"Ich wohne auf der Hauptstraße von Namur bei einem Kaufmann, der gut Deutsch spricht und sehr nett zu mir ist." - Familie Jamouton aus Namur


Wie in der Postkarte erwähnt, war Joseph Stoll bei der Kaufmannsfamilie Jomouton - Léon, Aurélie Joly und ihre Tochter Simone - untergebracht. Angehörige der Familie wohnen bis heute noch in Namur. 

NLJS_CV_0596; Nachlass Joseph Stoll, Bensheim; NLJS_Dokumente_CV_0596; Nachlass Joseph Stoll, Bensheim; Joseph Stoll Joseph Stoll wurde während seiner Dienstzeit in Namur von 1915 bis 1918 bei der Familie Jomouton einquartiert. Léon Jomouton, seine Ehefrau Aurélie Joly und ihre Tochter Simone auf einem Bild, welches im Nachlass Joseph Stolls als Erinnerungsstück vorliegt. Aufschrift Bildrückseite: Familie Jaumouton bei der ich [Anm.: Joseph Stoll] in Namur [...] 3 1/2 Jahre wohnte.; digitalisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

Anhand der Karte lässt sich der genaue Wohnort nur grob festlegen. Zum einen ist die Kennzeichnungen nur grob, die Adresse zudem unbekannt, zum anderen liegt dieser Bereich in einer Biegung und die Häuserfront ist kaum einsehbar. Die Wohnung lag somit am Ende der Rue de Marchovelette, Ecke Rue des Echasseurs und Rue de l'Ange.

NLJS_CV_0520; Nachlass Joseph Stoll, Bensheim; Postkarte, Feldpost, gelaufen: keine Angaben; Absender: Joseph Stoll, Kaiserliche Fortifikation, Namur; Postkartenmotiv handschriftlich ergänzt: "in diesem Haus wohne ich"; Wohnort von Joseph Stoll während seiner Dienstzeit (1915-1918) in Namur; digitalisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

Lage der Wohnung der Familie Jamouton



Video - Veränderung der Innenstadt Namurs durch Kriegseinwirkungen


Bei der Suche nach dem genauen Wohnort und der Zuordnung von historischen Bildern und Dokumenten half auch dieses Video, welches die Innenstadt - hier der Place d' Armes - in seiner ursprünglichen Form sowie der Phase der Zerstörung und des Wiederaufbaus zeigt.



Links und Literaturhinweise

[1] vergleiche Beitrag bei wikipedia "Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich) https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Heer_(Deutsches_Kaiserreich) (zuletzt besucht am 24.07.2017)
Weitere Bilder und Dokumente aus der Dienstzeit von Joseph Stoll finden Sie unter www.joseph-stoll.de


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Donnerstag, 14. Dezember 2017

Bensheimer Soldaten auf Heimaturlaub 1914

Ein Gruppenbild, welches Bensheimer Soldaten auf Heimaturlaub im Jahre 1914 zeigt. Die meisten Namen sind vollständig bekannt und bieten somit die Möglichkeit, das Schicksal dieser Männer anhand der Verlustlisten und der Namen auf dem Bensheimer Friedhof abzugleichen.

FAZIT: KEINER der Namen taucht in den Verlustlisten[1] oder auf den Grabsteinen bzw. den Namenslisten des Ehrenmals auf!

BIAB_Stadtarchiv_Bensheim_Erster_Weltkrieg_002.jpg; Stadtarchiv Bensheim; Bensheimer auf Heimaturlaub um 1914, vom Stadtarchiv erfasste Namen: 1. Philipp Schader, 2. Joh. Mohr (Newwa), 3. Schader, 4 Emil Schader, 5. Jean  Bambach, 6. Waise (nicht aus Bensheim kommend), 7. Karl Grünhag, 8. Franz Dorsheimer, 9. Franz Gärtner (Duttier), 10. Adam Borgenheimer, 11. Peter Schader, 12. Heinrich Friesinger, 13. Georg Grünhag (Hauck?), 14. Heinrich Seitz, 15. Georg  Schader (Schuhgeschäft) digitalsisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.



Links und Literaturhinweise

[1] Verlustlisten Erster Weltkrieg

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Samstag, 9. Dezember 2017

Fotoalbum eines Bensheimer Soldaten Teil II - Jakob Seegers photographische Erinnerungen an seine Kriegszeit in der Ukraine

Die aus dem ersten Fotoalbum stammenden Bilder von Jakob Seeger zeigen Impressionen aus seiner Zeit beim Eisenbahnregiment 3. Er ist in Galizien eingesetzt und hauptsächlich im Raum Stryj tätig. Viele der Bilder zeigen die für Seegers fremde Welt der Ukraine. Es sind Alltagsszenen, die er für die Zeit nach dem Kriege im Bild festhalten will.

Das erste Bild zeigt eine Straße in einer - vermutlich - galizischen Stadt. Die Auflösung bei diesem Bild reicht aus, um Teile der Schilder im Geschäft und die Reklametafeln lesen zu können.


Drei Bilder, die die winterliche Landschaften in Galizien zeigen, eine genaue Bestimmung des Ortes ist nicht möglich.







Ein Sägewerk in Galizien.


Samstag, 2. Dezember 2017

Moritz Schmitt - Bilder einer Übungsfahrt der Kolonne 34

Moritz Schmitt, Träger des Eiserne Kreuz am weiß-schwarzen Bande oder Eisernes Kreuz für Nichtkombattanten, als Soldat des Train-Ersatzbataillon, befindet sich hier inmitten seiner Kameraden des Trains.

Die Kolonne 34 führt im Februar 1916 eine Probefahrt von Bremen nach Lilienthal durch und Moritz Schmitt ist dabei. Vermutlich ist hier Lilienthal bei Bremen gemeint, rund 20 km trennen die beiden Gemeinden. 


BIAB_Stadtarchiv Bensheim_Erster_Weltkrieg_001.jpg; Nachlass Moritz Schmitt; Bensheim; Stadtarchiv Bensheim; Aufschrift auf Rückseite: Kolonne 34 auf einer Probefahrt von Bremen nach Lilienthal, Februar 1916. Moritz Schmitt (unter rotem Punkt), digitalsisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

Donnerstag, 23. November 2017

Fotoalbum eines Bensheimer Soldaten Teil I - Jakob Seegers photographische Erinnerungen an seine Kriegszeit in der Ukraine

Jakob Seeger, der (Bensheimer) Auerbacher Soldat, dessen Schicksal bereits hier dargestellt wurde, erstellte während seiner Zeit beim Eisenbahnregiment 3 in der Ukraine kleine Fotoalben, die eine Mischung aus touristischen, landschaftlichen und dienstlichen Fotos darstellt. 

Die Fotos sind auf sehr dünnem Papier entwickelt, nur ca. 6 cm x 4 cm groß und leider  - nach 100 Jahren - auch leicht angegriffen.

Nichts desto Trotz sind diese Bilder ein einmaliges Zeitdokument und gewähren Einblicke in den Alltag Jakob Seegers.

Die Bilder werden größtenteils in der Reihenfolge der Fotoalben gezeigt und die bekannten Informationen genannt, allerdings ist das erste Bild dem Fotografen gewidmet: Jakob Seeger (links) mit seinen Kameraden bei der Brotzeit.

Ein recht herzliches Dankeschön geht an Herrn Bernhard Schober, der ein weiteres Mal Bilder und Dokumente aus seinem Familienarchiv zur Verfügung gestellt hat.



Aber nun zu den restlichen Bildern des Albums. Beim ersten Bild lässt sich nur vermuten, dass es sich um einen freistehenden Turm / Gestell für die in der Ukraine typischen Glockenspiele handelt. 

Ruinen in der Lemberger Straße in Stryj, die Reste dieses Gebäudes sind auch auf einem Bild in der Österreichischen Nationalbibliothek zu finden - wenn auch zu einem früheren Zeitpunkt abgelichtet, nämlich 1915.

Eines der vielen  Bilder, das den Bahnhof in Stryj zeigt. 

Impressionen aus Galizien, nähere Angaben zu Ort und Zeit lassen sich nicht machen.

Galizien im Sommer, genaue Angaben zu Ort und Zeit lassen sich nicht machen.

In den nächsten Wochen werden weitere Bilder von Jakob Seegers Aufenthalt in der Ukraine gezeigt.

Wer weitere Details zu Jakob Seeger erfahren möchte, nutze bitte diesen Link, der Ihnen alle bisherigen Beiträge auflisten wird.


Links und Literaturhinweise


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Freitag, 17. November 2017

Frisch gemustert und dem Tode geweiht - 11 Männer aus Auerbach feiern ihren Einstieg ins Soldatenleben

Dieses Bild, welches im Stadtarchiv Bensheim zu finden ist, zeigt elf junge Männer aus Auerbach (heute Bensheim Auerbach), die am 24.11.1915 in ihrem Heimatort gemustert wurden.

Man ist stolz auf dieses Ereignis: Man gönnt sich Bier, Rauchwaren und trägt Bänder am Hut. Schärpen sowie kleine Abzeichen, die die Wehrfähigkeit bestätigen, symbolisieren nach außen die Wichtigkeit des Termins als Schritt in das Erwachsenenleben. Auch kleine Blumensträuße lassen sich erkennen. Ein Tag zum Feiern...

Der erste - zumindest soweit die Datenlage es preisgibt - , der aus dieser Gruppe den Ernst der Lage zu spüren bekommt, ist Georg Essinger. Er wird ein Jahr später in Frankreich am 05.12.1916 fallen.

Auch Peter Möbus wird den Ersten Weltkrieg nicht überleben, fällt auch er in Frankreich, nur knapp ein Jahr nach Essinger, also rund zwei Jahre nach seiner Musterung. 

Christian Danners Name lässt sich ebenfalls am Ehrenmal der Gefallenen in Bensheim Auerbach finden. Er verstirbt 1920 in Darmstadt. Sein Tod - daher auch die Erwähnung am Ehrenmal - wird in Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg gebracht.

Jakob Strössinger (27.05.1894) überlebt den Ersten Weltkrieg fällt aber am 15.02.1945 als Volkssturmmann in Pyritz. Sein Name findet sich auf dem Kriegsgräberstätte in Posen / Poznan (Polen)[1][2].

BIAB_Stadtarchiv_Bensheim_Erster_Weltkrieg_003.jpg; Nachlass Anna Fuchs, Auerbach; Stadtarchiv Bensheim; Musterung in Auerbach 1915: 1. Georg Essinger (05.12.1916), 2. Christian Danner (25.08.1920), 3. Georg Schubert (Schmied), 4. Christian Volz, 5. Albert Viehmann (verzogen), 6. Jakob Strössinger (15.02.1945), 7. Christel Hechler, 8. Körner, 9. Philipp Rindfleisch, 10. Peter Möbus (30.11.1917), 11. Fritz Brückmann (gestorben); digitalsisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

Wer weiß, wo in Auerbach dieses Foto aufgenommen wurde? Wer kann zudem die im Bild enthaltenen Angaben ergänzen oder hat sogar noch weiteres Material zu den abgelichteten Herren, welches hier präsentiert werden könnte?
Im Namen der Herren schon einmal DANKE!


[2] Namensliste der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs an der Aussegnungshalle in Bensheim Auerbach, dokumentiert bei denkmalprojekt.org (zuletzt besucht am 24.07.2017).


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Donnerstag, 9. November 2017

Die Gebrüder Zehnbauer im Ersten Weltkrieg - Zusammenfassung der Blogeinträge als PDF-Dokument

Nachdem alle Feldpostkarten, Feldpostbriefe und Fotografien der Gebrüder Zehnbauer in einzelnen Beiträgen dargestellt und dokumentiert wurden, sind diese nun als PDF-Dokument verfügbar. 33 Seiten, die alle Inhalte der Reihe "Die Gebrüder Zehnbauer im Ersten Weltkrieg" erfassen.


Samstag, 4. November 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Reservistentreffen

Es liegen noch zwei Bilder vor, die Johann Heinrich Zehnbauer in den 1930er Jahren bei Kameradschaftstreffen seines Regiments zeigen. Auf beiden Bildern scheint derselbe Anlass abgelichtet worden zu sein, sprich ein Treffen am selben Tag, da etliche Teilnehmer identische Kleidung tragen. Die zeitliche Bestimmung des Anlasses kann auf die 1930er Jahre festgelegt werden, da im Hintergrund an einem der Häuser eine Hakenkreuzfahne zu erkennen ist (NLJS_00043).

NLJS_00043.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Johann Heinrich Zehnbauer (s. Kreuz) bei einem Kameradschaftstreffen des Fußartillerie Regiments Nr. 22 in den 1930er Jahren in Mainz. Das Schild zeigt neben "Rgt.22" zwei gekreuzte einflammige große Langgranaten des Ersatzbataillons Fußartillerie-Regiment Nr. 3.; Digitalisierung: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017.


Die Gruppe der angetretenen Regimentsangehörigen (siehe Bild NLJS_00043) wird angeführt von einem jüngeren Mann, der ein Schild trägt, welches den Namen des Regiments zeigt „Rgt. 22“. Dies lässt vermuten, dass an diesem Tag noch andere Regimenter im Rahmen einer umfassenderen Veranstaltung angetreten waren.

Das Schild trägt neben dem Motto „Zu gleich“ auch eine Darstellung einer Schulterklappe, die zwei gekreuzte einflammige große Langgranaten und eine darunter befindliche Regimentszahl zeigt. Im Gegensatz zu der Schulterklappe im Bild vom 24.12.1917 (05_001), die die Zahl „22“ zeigt, ist auf dem Schild die Zahl „3“ zu erkennen, die auf den Ursprung des Regiments, dem Ersatzbataillon Fußartillerie-Regiment Nr. 3 zurückzuführen ist.

NLJS_00029.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Johann Heinrich Zehnbauer (untere Reihe, 7. von rechts) bei einem Kameradschaftstreffen des Masurischen Fußartillerie Regiments 22, Mainz, 1930er Jahre, digitalisiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.



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Freitag, 27. Oktober 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Einzelne Bilder von Johann Heinrich Zehnbauer (08_002, 04_003, 01_001, 04_002, 04_004)

08_002

Johann Heinrich als Unteroffizier mit  zwölf weiteren Kameraden, darunter 2 Unteroffiziere. Der Dienstgrad lässt das Bild auf die Zeit nach Mai 1915 bestimmen. Der Ort lässt sich nicht feststellen, allerdings ist das Bild aufgrund seiner Herzform – eine fotografische Spielerei, die öfters Anwendung fand – etwas Besonderes.

NL_Zehnbauer_08_002.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Unteroffizier Johann Heinrich Zehnbauer zusammen mit 2 weiteren Unteroffizieren und 10 Mannschaften, genauer Ort, Zeit und Einheit unbekannt, aufgrund des Dienstgrads Zehnbauers muss das Bild nach Mai 1915 entstanden sein. Digitalisierung: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


04_003

Unteroffizier Johann Heinrich Zehnbauer zusammen mit zwei Kameraden, ein Unteroffizier und ein Mannschaftsdienstgrad. Ort, Zeit und Anlass unbekannt.
Auffallend sind die Maultiere, die sonst auf keinem der anderen Bilder aus den Stallungen oder Waldlagern zu sehen sind. Nur auf dem Bild mit rückseitigem Text (11_001), welches vermutlich am gleichen Ort und zur selben Zeit aufgenommen worden ist, sind die „Pferdchen“ noch einmal zu sehen.

NL_Zehnbauer_04_003.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Johann Heinrich Zehnbauer (ganz rechts) als Soldat beim Masurischen Fußartillerie Regiment 22, genauer Ort und Zeit unbekannt, keine Angaben auf Rückseite. Digitalisierung: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


01_001

Johann Heinrich Zehnbauer mit einem Kameraden zu Pferde. Die Aufschrift der Rückseite ist nur schwer zu entziffern und somit wurde das Bild (01_001) als unbeschriftet eingeordnet. Das Gebäude im Hintergrund lässt auf Westfront schließen. Johann Heinrich trägt bereits die Uniform eines Unteroffiziers, wie sein Kamerad auch.
„Beim Klee suchen in Dotings B[…]lien aufgenommen am 4. Juni zurück ins Ruhequartier.“

NL_Zehnbauer_01_001.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Aufschrift Rückseite schwer leserlich: Beim Klee suchen in Dotings B[…]lien aufgenommen am 4. Juni zurück ins Ruhequartier, vermutlich: Belgien, Unteroffizier Johann Heinrich Zehnbauer (rechts). Digitalisierung: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

04_002

Johann Heinrich Zehnbauer (ganz rechts) vor einer Unterkunft, vermutlich Belgien / Frankreich, mit Kameraden. Selbst die sonst dienlichen Rangabzeichen können in diesem Fall bei der Zuordnung nicht helfen, da fast alle Soldaten Arbeitsanzüge tragen bzw. die typischen Erkennungsmerkmale nicht sichtbar sind.

NL_Zehnbauer_04_002.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Johann Heinrich Zehnbauer (ganz rechts) als Unteroffizier bei der 2. Munitionskolonne, 1. Batailon des Masurischen Fußartillerie Regiments 22, Erster Weltkrieg, vermutlich Belgien, genauer Ort und Zeit unbekannt, keine Angaben auf Rückseite. Digitalisierung: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


04_004

Bei diesem Bild, welches eine gewaltige Explosion, vermutlich einen Granateinschlag deutscher Artillerie, zeigt, fehlen Ort- und Zeitangaben.

NL_Zehnbauer_04_004.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Bild aus dem Nachlass Johann Heinrich Zehnbauer, keine Angaben zu Ort und Zeit, vermutlich Westfront (Belgien), Erster Weltkrieg. Digitalisierung: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.




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Samstag, 21. Oktober 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Johann Heinrich Zehnbauer, Fotografien Mai 1918, Geluwe, Belgien (06_004; 11_003)

Zwei Fotografien vom Mai 1918 zeigen die Sint-Dionysiuskerk in Geluwe. Die Innenaufnahme des Kirchenschiffes (11_003) zeigt deutlich die Schäden, die der Krieg an der Kirche, dem Ort und im Raum Ypern hinterlässt. Der Wiederaufbau der Kirche dauert bis 1926, zwischenzeitlich stellt das Amerikanische Rote Kreuz eine großzügige Notunterkunft zur Verfügung, die als Schule und Kirche dient.

Auch im Zweiten Weltkrieg sollte die Kirche in Mitleidenschaft gezogen werden, wurden doch ein zweites Mal die Glocken demontiert und zum Einschmelzen nach Deutschland verbracht. 1945 tauchten sie in Hamburg wieder auf und konnten nach Geluwe zurückgebracht werden[1].

Generell sind die Kämpfe im Frühjahr und Sommer 1918 geprägt von einem intensiven Einsatz der Artillerie und zudem auch vom Einsatz an Gasangriffen, gilt es doch eine Großoffensive gegen die alliierten Truppen zu führen, die kurzfristig auch zu Raumgewinnen von bis zu 20 km in Richtung Westen erzielt[2]. Seit dem 10. Mai 1918 liegen nun Stab, Batterie 1 und 2/22 mitsamt Kolonnen in Geluwe, aus dieser Zeit stammen die zwei Bilder.

NL_Zehnbauer_11_003.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Kirche in Geluwe (heute Stadtteil von Wervik, Belgien), im Monat Mai 1918. Seit dem 9. Mai 1918 lagen der Stab und die Batterien 1 und 2 des Masurischen Fußartillerie Regiments 22 mit Kolonnen nördlich und südlich von Geluwe. Digitalisierung: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


Das Bild vom Mai 1918 (06_004) zeigt die völlig zerstörte Innenstadt der Gemeinde Geluwe knapp 15 km südöstlich von Ypern. Es zeigt im Hintergrund die Sint-Dionysiuskerk, die während der Kämpfe im Raum Ypern schwere Schäden an Decken und Dach genommen hat und zudem ihre Glocken einbüßen musste, da diese am 17.07.1917 durch die deutschen Truppen demontiert wurden[3]. Aufgenommen wurde das Bild vermutlich aus den Trümmern des alten Stadthauses, westlich der Kirche[4].

NL_Zehnbauer_06_004.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Kirche in Geluwe (heute Stadtteil von Wervik, Belgien), im Monat Mai 1918. Seit dem 9. Mai 1918 lagen der Stab und die Batterien 1 und 2 des Masurischen Fußartillerie Regiments 22 mit Kolonnen nördlich und südlich von Geluwe. Digitalisierung: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

Standort des Stab, Batterie 1 und 2/22 sowie Kolonnen im Mai 1918


Links und Literaturhinweise

[1] https://nl.wikipedia.org/wiki/Sint-Dionysiuskerk_(Geluwe), (besucht am 06.04.2017)
[2] Piekalkiewicz, Janusz (1994): Seite 541 ff.
[3] https://nl.wikipedia.org/wiki/Sint-Dionysiuskerk_(Geluwe) (besucht am 06.04.2017)
[4] siehe Filtzinger, Ph. (1933) Seite 297ff – G(h)eluwe wird hier als Quartier mehrfach genannt.


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Freitag, 13. Oktober 2017

Drei Gebrüder Zehnbauer - Johann Heinrich Zehnbauer, Fotografie "Pferdchen" 25.01.1918 (11_001)

Dieses Bild zeigt Johann Heinrich Zehnbauer mit Pferden und Maultieren und die Rückseite enthält einen ausführlichen Text, der in Bleistift verfasst wurde, allerdings kaum zu entziffern ist. Teile des Anfangs lassen sich noch entziffern, die untere Hälfte hingegen ist verloren. Es geht hauptsächlich um die abgelichteten Tiere. Auch die Bildqualität ist schlecht, Teile des Bildes sind abgekratzt. 

„Andenken an das […]kommando der Div. […] aufgenommen am 25. Januar 1918 in […] Liebe gute Frau! Hebe mir das Bildchen nur gut auf, da sind unsere kleinen Pferdchen und Esel. Es ist nur schade, daß das Bild nicht […] worden ist. An dem Pferdchen, das ich unter dem Arm habe, kannst du sehen wie klein die Tierchen sind. Hinter mir hat sich gerade das kleine [Tierchen] gewälzt. […]"

Aufgrund der unleserlichen Ortsangabe lässt sich nur eine grobe Verortung vornehmen. Im Januar 1918 liegt das Bataillon im Raum Roeselare, Belgien[1].

NL_Zehnbauer_11_001.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; „Andenken an das […]kommando der Div. […] aufgenommen am 25. Januar 1918 in […] Liebe gute Frau! Hebe mir das Bildchen nur gut auf, da sind unsere kleinen Pferdchen und Esel. Es ist nur schade, daß das Bild nicht […] worden ist. An dem Pferdchen, das ich unter dem Arm habe, kannst du sehen wie klein die Tierchen sind. Hinter mir hat sich gerade das kleine [Tierchen] gewälzt. […], digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


Standort der Munitionskolonne, 2. Batterie, 1. Bataillon, Masurisches Fußartillerie Regiment 22




Links und Literaturhinweise

[1] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 260f.


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Samstag, 7. Oktober 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Johann Heinrich Zehnbauer "Weihnachtsfeier", 24.12.1917 (05_001)

Die Weihnachtsfeier, die laut Aufschrift „Zum Andenken an die Weihnachtsfeier in Hinacourt 1917“ in Hinacourt, Frankreich, zeigt Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften bei einer anscheinend in den Abendstunden stattfindenden Zusammenkunft. Dies erklärt die Lichtspuren, die durch Kerzen oder Wunderkerzen hervorgerufen sein müssen. 

Schulterklappe des Masurischen Fußartillerie Regiments No. 22
Ein interessantes Detail ist einer der Mannschaften am unteren Bildrand. Er trägt die Schulterklappen des Fußartillerie Regiments Nr. 22.

Es lassen sich zwei gekreuzte einflammige große Langgranaten und die Zahl „22“ ausmachen.

Trotz Probleme bei der Transkription des rückwertigen Textes, deckt sich der „gelesene“ Ort mit den Angaben in der Chronik, allerdings passt die Jahreszahl nicht zum Ort, d.h. dass die Batterie Weihnachten 1916 in Hinacourt[1] verweilte, Weihnachten 1917 allerdings im Raum Moereveld[2]. Somit stimmt entweder der Ort oder die Zeitangabe auf der Rückseite des Bildes nicht.

Da die Chronik aber insbesondere auf die Weihnachtsfeier 1917 hinweist:

"Am 24. Dezember findet in den Batterien und Kolonnen eine einfache Weihnachtsfeier statt. In dem größten Raum der Mannschaftsunterkunft werden geschmückte Weihnachtsbäume aufgestellt, und nach kurzer Ansprache der Batterie- und Kolonnenführer bleiben Offiziere und Mannschaften bei einigen Gläsern guten deutschen Bieres bis in die späten Abendstunden zusammen. Die Kampftätigkeit ist durch das Weihnachtsfest nicht beeinflußt, Artilleriebekämpfung findet statt und Beunruhigungsfeuer wird geschossen wie sonst.[3]"
scheint die Weihnachtsfeier in Belgien im Jahre 1917 am wahrscheinlichsten. 

NL_Zehnbauer_05_001b.jpg, Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Aufschrift auf Rückseite: "Andenken an die Weihnachtsfeier 1917 in Hinacourt", Johann Heinrich Zehnbauer: 2. oben links. Bei dieser Karte scheint eine Verwechslung vorzuliegen, denn die 2. Batterie, I. Bataillon des Masurischen Fußartillerie Regiments 22 lag im Dezember 1916 in Hinacourt, Frankreich, das Weihnachsfest im Dezember 1917 fand im Raum Moereveld, Belgien statt; digitalisiert: Frank-Egon Stoll-Berberich ©

Standort der Weihnachtsfeier 1917



Auf der Bildrückseite genannter Ort der Weihnachtsfeier




Links und Literaturhinweise

[1] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 173.
[2] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 256.
[3] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 260f.

Radiobeitrag: Das Kalenderblatt (BR 2), Weihnachtsfrieden 1914.


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Donnerstag, 5. Oktober 2017

Nach 112 Jahren zurück in die Wahner Heide - Ein Bensheimer Soldat in der Ausstellung "200 Jahre Militär in der Wahner Heide"

Begrüßt werden die Besucher der Ausstellung in der Remise der Burg Wissem zum Thema "200 Jahre Militär in der Wahner Heide" von einem nahezu lebensgroßen Bild des Bensheimer Soldaten Johann Heinrich Zehnbauer. Das Gruppenfoto, welches ihn und zwei (leider) unbekannte Kameraden zeigt, ziert den Eingangsbereich der Ausstellung. 


Auf zwei weiteren Tafeln wird auch dieses Bild, sowie das Bild, welches ihn auf dem Kutschbock einer Offizierskutsche zeigt, präsentiert. Thema dieser Bilder sind die im Umfeld des Truppenübungsplatzes tätig gewesenen Fotografen.


Im hinteren Teil der Ausstellung wird auf den Lebensweg einzelner Soldaten eingegangen, die auf dem Truppenübungsplatz einst für den Ernstfall vorbereitet wurden. Kurz werden die Erlebnisse aus den Kriegstagen dargestellt. 


Auf der Tafel "Soldaten an die Front" heißt es:
"Nachdem 1914 die Regimenter an die Front verlegt worden waren, kehrte für kurze Zeit Ruhe auf dem Schießplatz ein. Schon bald brachte man erste Gefangene unter, zeitweise wurden auch Truppenteile kaserniert. Neben einer Artillerie-Schieß- und Messschule sowie einer Schallmessschule nahm auch ein Fesselballonkommando hier Quartier. Nachdem immer mehr deutsche Truppen an die Westfront verlegt worden waren, mussten auch neue Soldaten ausgebildet werden und die meisten Kriegsgefangenen wurden nach Limburg verlegt.[...]

Johann Heinrich Zehnbauer (1882-1953) gehörte der Bespannungsabteilung des Fußartillerie-Regiments Nr. 3 aus Mainz an und war 1905 zur Ausbildung auf dem SchießDetail des Foto von 1905, platz Wahn. Während des Ersten Weltkriegs war er an der Somme, in Ypern und in Verdun stationiert und hat alle Schlachten überlebt. [...]".
Näheres zur Ausstellung erfahren Sie unter: www.troisdorf.de.

Samstag, 30. September 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Ein bedeutungsloses Bild ohne Bezug zur Familie? – Ein Bilderrätsel! (03_002)

Ein bedeutungsloses Bild! Ein Bilderrätsel? Wer ist der Tote?

Bei der Durchsicht der historischen Dokumente im Nachlass Johann Heinrich Zehnbauers tauchten auch Bilder bzw. Dokumente auf, die anfänglich zwar ohne Bezug zur Familie Zehnbauer zu stehen schienen, jedoch thematisch eindeutig dem Thema „Erster Weltkrieg“ zuzuordnen waren.

Eines der Bilder zeigt ein Holzkreuz auf einem frisch angelegten Grab inmitten eines Gräberfeldes. Das Grabkreuz zeigt den Namen der beigesetzten Person „Heinrich Ahlbach“ und die Einheit „Mun- Kol. D. 2. Battr., Fußartl. Regt. 22“ bei der die Person gedient hatte. Die genauen Geburts- und Sterbedaten hingegen ließen sich nicht ermitteln, nur das Geburtsjahr „[18]90“ und das Sterbejahr „[19]17“.

N
L_Zehnbauer_03_002.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Deutsches Soldatengrab in Koekuithoek [laut Bildaufschrift], Belgien; Aufschrift Kreuz: Fahrer Heinrich Ahlbach, Mun. Kol. d. 2. Battr., Fußartl. Regt. 22., geb. [14.05.1890], gef. [18.08.1917], Ruhe sanft. [Anm.: laut Preuß. Sterbeliste 942, aus Hadamar, Limburg / laut Ehrentafel des Masurischen Fußartl. Regt. 22 gefallen in Spriethoek]; digitalisiert und Recherche: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


Nachdem die Arbeiten an den Dokumenten vorangeschritten waren, zeigte sich allerdings, dass die auf dem Kreuz gezeigte Einheit auch die von Johann Heinrich Zehnbauer ist und somit sehr wohl ein Bezug zur Johann Heinrich bestand. Da dies das einzige Bild war, welches eine Grabstelle eines Kameraden zeigte, schien zudem auch eine freundschaftliche bzw. kameradschaftliche Verbindung bestanden zu haben; eine Erinnerung an einen guten Freund.


Die Suche beginnt

Durch die seit 2014 digital veröffentlichten Verlustlisten[1] des Ersten Weltkrieges ließ sich schnell der Name suchen, allerdings tauchte dieser dreimal auf.
Die erste Überlegung eine fehlerfreie Zuordnung durchzuführen, war die auf dem Foto handschriftlich vorgenommene Ortsangabe „Koekuithoek“ mit eventuell zu findenden Angaben zu den Standorten der Einheit abzugleichen, wobei dies aufgrund der wenigen verfügbaren Daten nicht fehlerfrei möglich war. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Name falsch notiert wurde, scheint recht hoch, die Ortsangabe „Kijkiuthoek“ hingegen liefert einen Standort , der ebenfalls in der Nähe der Geschehnisse liegt.
Der Standort des deutschen Soldatenfriedhofs „Menenwald“, der zwischen den Ortschaften Menen und Wevelgem liegt, trägt den Namen „Kijkuithoek“ und wurde im Juli 1917 während der dritten großen Schlacht um Ypern angelegt. In den 1950 Jahren wurden die vielen deutschen Soldatenfriedhöfe in Belgien zusammengelegt, so dass sich das Grab Heinrich Ahlbachs heute in Langemark befindet. Die sterblichen Überreste befinden sich in Block B Grab 12345[2]

Die Suche im Internet unter Eingabe des Namens und der Einheit brachte einen Eintrag, der die Ehrentafel des Masurischen Fußartillerie Regiments Nr. 22 zum Thema hatte. Hier ließen sich nun die weitere Angaben finden[3]:
„EHRENTAFEL - Vom ersten Bataillon des königlich-preußischen Fußartillerie-Reg. Nr 22 starben den Heldentod für das Vaterland […] Munitionskolonne […] Dienstgrad: Fahrer, Name: Ahlbach, Vorname: Heinrich, Geburtsdatum & Ort: /, Todesdatum & Ort: 18.08.1917 Spriethoek, Einheit: II. Battr., Bemerkungen: /“
In der Chronik des Regiments wird Ahlbach ebenfalls erwähnt, so heißt es zu den Ereignissen am 18.08.1917[4]:
„Am 18. August wird das Quartier der 2. Kolonne in Slypscapelle stark beschossen. Der Fahrer Ahlbach wird schwer verwundet – er stirbt am folgenden Tag –, 6 Zugpferde werden getötet, 1 verwundet.“ 
Von den drei Eintragungen in den Verlustlisten[1] fiel nur eine in den Zeitraum August 1917. Das „Armeeverordnungsblatt, 1633. Ausgabe, Seite 20719, Preußische Verlustliste 942, Verlustlisten vom 20. September 1917 “ zeigt folgenden Eintrag:
„Ahlbach, Heinrich – 14.05. Hadamar, Limburg – gefallen“.
Die fehlende Jahreszahl des Geburtsdatums in den Verlustlisten war nur eine der vielen Veränderungen, die im Laufe des Krieges in den Armeeverordnungsblättern vorgenommen wurden. Die Jahreszahl allerdings konnte der Fotografie entnommen werden.

Die Gesamtheit aller gefundenen Angaben lässt eine zweifelsfreie Zuordnung zu. Die Erwähnung des Ortes „Spriethoek“ lässt sich dadurch erklären, dass dies der Sterbeort ist.

Ahlbach wurde am 14.05.1890 in Hadamar geboren, wurde am 18.08.1917 Slypskapelle verwundet, verstarb in Spriethoek am 18.08.1917, wurde in Kijkuithoek beigesetzt und später nach Langemark umgebettet. Die einzige Abweichung ergibt sich aus dem in der Chronik zu findenden Hinweis, dass Ahlbach am darauffolgenden Tag, also dem 19.08.1917 verstorben sein soll.

Standort des Grabes in Kijkuithoek (1917)



Lage des heutigen Grabes in Langemark


Was war geschehen? - Des Rätsels Lösung bringt ein Feldpostbrief!

Unmittelbar nach der Ermittlung der Daten zu dem oben genannten Bild rückte ein Dokument in den Mittelpunkt der Untersuchung, das aufgrund seiner ausführlichen Beschreibung der Kriegsgeschehnissen an sich schon interessant erschien.

In einem der von Johann Heinrich Zehnbauer verfassten Feldpostbriefe beschreibt dieser den Einschlag von „Schüssen“ in die Stallungen und Unterkünfte der Munitionskolonne. Der Brief trägt das Datum „19.08.1917“, also einen Tag nach Heinrich Ahlbachs Tod, welcher im Brief mit den Worten „Aber auch ein Mann mußte noch dabei bleiben. Der arme Kerl war so ein guter Mensch gewesen“ beschrieben wird.

Dass solch ein Ereignis selbst bei einem kriegserfahrenem Soldaten wie dem Unteroffizier Zehnbauer nicht ohne Spuren blieb, zeigt die ungewöhnlich offene Beschreibung seiner Gefühle und Ängste:

„Feldpostbrief von Unteroffizier Johann Heinrich Zehnbauer gelaufen 21.08.1917 an Familie Johann Adam Zehnbauer in Bensheim an d. Bergstraße, Metzgerei, Poststempel / Absender: Masurisches Fuss-Artillerie-Regiment 22, I. Bataillon, 2. Batterie, Munitions-Kolonne;
Text: Flandern 19 August 1917 Lieber Bruder und Schwägerin
Eure Sendung und Briefchen erhalten. Meinen herzlichsten Dank dafür. Aber gegessen habe ich noch nichts davon. Habe auch keinen richtigen Appetit gehabt, der ist mir dieser Tag mal vergangen. Da sitze ich gerade so gemütlich am Abend beim Kaffeetrinken und esse mein Brot dazu und wollte grad von der Wurst abschneiden, da saust mir eine Granate über den Kopf und schlägt 100m weiter ein. Ich bin darüber so erschrocken, daß mir heute noch die Hände zittern. Wir liegen nämlich hier auf einem Speicher mit Stroh drauf. Wenn ich draußen in Stellung bin da fällt mir das gar nicht ein, weil wir nichts anderes zu erwarten haben aber im Quartier da man an nichts denkt ist anders. Da bin ich dann gleich vom Speicher runter in die Wiese gelaufen. Auf einmal kommt wieder ein Schuß direkt neben unseren Stall und schlägt im Stall 4 Pferde gleich mausetot und 2 sind gleich drauf kabut gegangen. Einer hat noch ein tiefes Loch im Leib der lebt noch. Aber auch ein Mann mußte noch dabei bleiben. Der arme Kerl war so ein guter Mensch gewesen. Was habe ich da Glück gehabt, daß ich darauf grad nicht im Stall war. Hier geht es überhaupt sehr schlimm zu. Wenn wir nur hier wieder gesund heraus wären. Sonst bin ich noch Gott sei Dank gesund, was ich von Euch auch hoffe. Vielleicht komme ich auch bald wieder mal in Urlaub. Mit herzlichen Grüßen Euer Bruder und Schwager JEAN (Spitzname von Johann Heinrich Zehnbauer)
Viele Grüße an die Kinder und die Mutter und Großmutter.
Gruß an Betha und Mann, Gretchen und die Tante
Auf Wiedersehen. Eben sitze ich auf der Wiese und tue Pferde [zeichnen]"

Somit ergänzen sich die zwei Dokumente – der Feldpostbrief vom 19.08.1917 und das Foto des Soldatengrabes – und liefern tiefgreifende persönliche Einblicke in die Erfahrungen der Frontsoldaten der Westfront, ist es doch das einzige Bild, welches sich im Nachlass findet, auf dem ein Soldatengrab zu sehen ist und zudem auch der einzige Brief in dem der Verlust eines Kameraden beklagt und die empfundene Angst ausgesprochen wird.

All dies geschieht im Rahmen der Flandernschlacht, die seit dem 31. Juli 1917 tobt und mit voller Härte geführt wird. Die Chronik beschreibt den Einsatz von Gasgranaten auf beiden Seiten sowie den Kampf gegen englische Tanks[5].

NLJS_Dokumente_NLJZ_0633; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Feldpostbrief von Unteroffizier Johann Heinrich Zehnbauer gelaufen 21.08.1917 an Familie Johann Adam Zehnbauer in Bensheim an d. Bergstraße, Metzgerei; Poststempel / Absender: Masurisches Fuss-Artillerie-Regiment 22, I. Bataillon, 2. Batterie, Munitions-Kolonne; Text: Flandern 19 August 1917 [Anm.: Raum Beselare, Belgien; Nähe Ypern] Lieber Bruder und Schwägerin, Eure Sendung und Briefchen erhalten. Meinen herzlichsten Dank dafür. Aber gegessen habe ich noch nichts davon. Habe auch keinen richtigen Appetit gehabt, der ist mir dieser Tag mal vergangen. Da sitze ich gerade so gemütlich am Abend beim Kaffeetrinken und esse mein Brot dazu und wollte grad von der Wurst abschneiden, da saust mir eine Granate über den Kopf und schlägt 100m weiter ein. Ich bin darüber so erschrocken, daß mir heute noch die Hände zittern. Wir liegen nämlich hier auf einem Speicher mit Stroh drauf. Wenn ich draußen in Stellung bin da fällt mir das gar nicht ein, weil wir nichts anderes zu erwarten haben aber im Quartier da man an nichts denkt ist anders. Da bin ich dann gleich vom Speicher runter in die Wiese gelaufen. Auf einmal kommt wieder ein Schuß direkt neben unseren Stall und schlägt im Stall 4 Pferde gleich mausetot und 2 sind gleich drauf kabut gegangen. Einer hat noch ein tiefes Loch im Leib der lebt noch.  Aber auch ein Mann mußte noch dabei bleiben. Der arme Kerl war so ein guter Mensch gewesen. Was habe ich da Glück gehabt, daß ich darauf grad nicht im Stall war. Hier geht es überhaupt sehr schlimm zu. Wenn wir nur hier wieder gesund heraus wären. Sonst bin ich noch Gott sei Dank gesund, was ich von Euch auch hoffe. Vielleicht komme ich auch bald wieder mal in Urlaub. Mit herzlichen Grüßen Euer Bruder und Schwager JEAN (Spitzname von Johann Heinrich Zehnbauer), Viele Grüße an die Kinder und die Mutter und Großmutter. Gruß an Betha und Mann, Gretchen und die Tante Auf Wiedersehen. Eben sitze ich auf der Wiese und tue Pferde [zeichnen]; digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


Standort des Vorfalls / Angriff auf das Quartier der Munitionskolonne 2. Batterie


Links und Literaturhinweise

[1] http://des.genealogy.net/eingabe-verlustlisten/search/index (besucht am 31.05.2017)
[2] Suchanfrage bei www.volksbund.de (besucht am 31.05.2017)
[3] http://www.denkmalprojekt.org/2014/vl_masurisches-fussartillerie-reg_nr22_wk1.html (besucht am 06.04.2017)
[4] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 221.
[5] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 222ff.


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