Freitag, 28. Juli 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Felpostkarte Johann Joseph Zehnbauer, 03.09.1916 (02_002)

Lieber Bruder...bei euch wird es lebhafter sein, als bei uns hier. Das scheint ja mitunter furchtbar zu zugehen...Somme, September 1916!


Wieder einmal nur Andeutungen und zaghafte Hinweise auf die Lage an der Front, sowohl im Osten (Riga) als auch im Westen (Somme). Die drei Brüder, Peter Zehnbauer, Johann Heinrich Zehnbauer und Johann Joseph Zehnbauer, sind alle im Krieg und schreiben sich gegenseitig Briefe. Doch obwohl alle drei die Härte des Krieges selbst erfahren, oder vielleicht genau deswegen, wird die Lage an der Front nicht ausgesprochen.

Johann Joseph Zehnbauer ist beim Stab der 76. Reserve-Division eingesetzt, liegt vor Riga[1], und es scheint, dem Bild der Feldpostkarte nach zu urteilen, weitaus ruhiger zuzugehen, als bei Johann Heinrich Zehnbauer. Johann Joseph sitzt als Unteroffizier mit Kameraden vor einer Blockhaushütte, wobei aufgrund der hohen Qualität des Bildes bei einem Kameraden (vordere Reihe) auf der Schulterklappe deutlich sichtbar die Zahl „254“ zu erkennen ist.

Es handelt sich also um einen Soldaten des Grossherzoglich Hessischen Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 254. Diese Einheit ist dem XVIII. Armee-Korps, 76. Reserve-Division (76. Reserve-Infanterie-Brigade) unterstellt und wurde in Darmstadt aus dem Feldbataillon Nr. 70 (Ers.-Btl. Inf.-Rgt.115), 71 (Ers.-Btl. Inf.-Rgt.118) und 72 (E./L.-St.-B. Friedberg) durch Stellv. Gen. Kdo. XVIII. Armeekorps aufgestellt[2].

Die weitaus „ruhigere“ Lage wird im Text auch entsprechend erwähnt. Zudem ist Peter beim Telephontrupp tätig, was im Rahmen des Stabes vermutlich eine weitaus sichere Tätigkeit darstellt, als die von Johann Heinrich. Allerdings liegen keine genauen Angaben zu Johann Josephs Verwendung vor. 

Interessant ist in diesem Zusammenhang der Verweis auf den dritten Bruder, Peter, der, wie Johann Heinrich, an der Westfront eingesetzt ist, beide sogar relativ nahe zu einander. Johann Heinrich Zehnbauer muss bei der Munitionskolonne Munition - jeglicher Art - mit von Pferden gezogenen Kutschen an die Front fahren und er befindet sich zu diesem Zeitpunkt - September 1916 - an der Somme. Es toben schwerste Kämpfe, die Johann Joseph Zehnbauer mit den Worten "[...] bei euch wird es lebhafter sein, als bei uns hier. Das scheint ja mitunter furchtbar zu zugehen" kommentiert.

Johann Heinrich äußert sich in einer Karte an seine Familie (siehe Feldpostkarte: Johann Heinrich Zehnbauer, 05.07.1916 (09_004)) ebenfalls nur kurz und zurückhaltend zu den Zuständen an der Somme, aber hier erst einmal der Text der Ansichtskarte von Johann Joseph in voller Länge:

Ansichtskarte, gelaufen 03.09.1916, K.D. Feldpostexp. 76. Reserve-Division, Absender: Untffz. Zehnbauer, 76. Reserve-Division beim Stabe, Adressat: Untffz Zehnbauer, Mun. Kolonne 2. Batterie, Fußartillerie Bataillon 22, 44. Reserve Division

Text: 1. IX. 1916, Lieber Bruder! Anbei sende ich dir mit herzlichen Grüßen ein kleines Bild vom Telephontrupp der Div.[ision]. Peter schrieb mir heute, daß ihr nicht so sehr weit auseinander liegen würdet und daß es dir den Umständen entsprechend gut gehe. Ich kann dasselbe von mir berichten. Bei euch wird es ja etwas lebhafter sein, als bei uns hier. Das scheint ja mitunter furchtbar zu zugehen. Die Aussichten zum Frieden sind ja jetzt wieder in weite Ferne gerückt. Sonst nichts Neues. Nochmals herzlichen Gruß Dein Bruder Joseph

Das auf der Ansichtskartenvorderseite gezeigte Bild dürfte die wahren Lebensbedingungen für den "Telephontrupp" auch nicht widerspiegeln, mussten diese Einheiten doch die Kommunikation mit der vordersten Front und den rückwärtigen Abschnitten durch das ständige Verlegen und Ausbessern von Kabeln unter schwersten Bedingungen herstellen bzw. aufrechterhalten.

Johann Joseph Zehnbauer ist auf dem Bild erste Reihe, Mitte zu erkennen.

Bensheimer im Ersten Weltkrieg - NL_Zehnbauer_02_002.jpg - Ansichtskarte von Johann Joseph Zehnbauer an seinen Bruder Johann Heinrich Zehnbauer aus Bensheim: Ansichtskarte, gelaufen 03.09.1916, K.D. Feldpostexp. 76. Reserve-Division, Absender: Untffz. Zehnbauer, 76. Reserve-Division beim Stabe, Adressat: Untffz Zehnbauer, Mun. Kolonne 2. Batterie, Fußartillerie Bataillon 22, 44. Reserve Division; Text: 1. IX. 1916, Lieber Bruder! Anbei sende ich dir mit herzlichen Grüßen ein kleines Bild vom Telephontrupp der Div.[ision]. Peter schrieb mir heute, daß ihr nicht so sehr weit auseinander liegen würdet und daß es dir den Umständen entsprechend gut gehe. Ich kann dasselbe von mir berichten. Bei euch wird es ja etwas lebhafter sein, als bei uns hier. Das scheint ja mitunter furchtbar zu zugehen. Die Aussichten zum Frieden sind ja jetzt wieder in weite Ferne gerückt. Sonst nichts Neues. Nochmals herzlichen Gruß Dein Bruder Joseph, digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich, 2017

Standort 76. Reserve Division


Links und Literaturhinweise


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/76._Reserve-Division_(Deutsches_Kaiserreich) (zuletzt besucht am 06.04.2017)
[2] http://wiki-de.genealogy.net/RIR_254 (besucht am 06.04.2017, Seite bietet Übersicht über Geschichte, Einsatzorte, Gefechte sowie Links zu historischen Bildern)

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Samstag, 22. Juli 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Feldpostkarte Johann Heinrich Zehnbauer, 05.07.1916 (09_004)

"...Jetzt sind wir in Verdun 2. Da ist auch nicht schön..."

Beschreibung der Lage an der Somme

Diese Karte fällt durch die vereinfachende und beschönigende Darstellung des Krieges und der Kämpfe auf, in die die Einheit verwickelt gewesen sein muss. Ein weiteres Mal bezieht Johann Heinrich sich auf die Unterbringung der Pferde und erwähnt das eigentliche Kriegsgeschehen nur beiläufig.

„Adressat: An Frau Johann Heinrich Zehnbauer, Bensheim a.B., Wormserstraße 19; 
Text: Mons an der Somme, 05.07.1916, Liebe gute Frau! Hier ist eine Ansicht von dem Stall vom 2. Beritt. Es ist schade, dass es nicht mein Beritt ist. Wo ich über den Brief hingemacht habe, da steht Otto Rothermel. Da kannst du mal sehen, wie wir damals vor Verdun unsere Ställe gebaut hatten. Jetzt sind wir bei Verdun 2. Da ist auch nicht schön, liegen hier auch im Freien und müssen des Nachts fahren, das passt mir nicht. Die paar Tage Ruhe haben mich schon verwöhnt.  
Mit herzlichem Gruß und Kuß Dein Dich liebender Mann, Auf Wiedersehen“

Ungewöhnlich an dieser Feldpostkarte ist zum einen die Abschiedsformel, die zusätzlich zu dem normalen Abschiedsgruß hinzugefügt worden ist. Kein anderes Schriftstück trägt diese Wortwahl. Zum anderen ist eines der wenigen Schriftstücke in denen Johann Heinrich so deutlich sein „Unbehagen“ über die Zustände äußert. Die Härte der Kämpfe, die zu diesem Zeitpunkt an der Somme stattfinden, zeigen sich zum einen im Vergleich mit den Erlebnissen in Verdun und zum anderen in der Tatsache, dass die Fahrten der Munitionskolonne in der Nacht erfolgen müssen[1]. Die Schilderungen in der Chronik sprechen von unentwegtem Artilleriefeuer, welches die deutsche Seite massiv unter Druck setzt.

Das Motiv der Postkarte deckt sich mit dem der Feldpostkarte vom 08.12.1916 (05_004). Es zeigt das Waldlager während der Schlacht bei Verdun, in die das Bataillons, laut Chronik, vom 4. April bis 10. Juni verwickelt war. Ein weiteres Bild (11_007 vom 26.06.1916) zeigt die Hütten, die sich die Soldaten im Wald bei Verdun errichtet hatten.

Bild zeigt Waldlager in Verdun

In der Chronik wird der 2. Juli als Eintritt des Bataillons in die viermonatige Schlacht an der Somme genannt, der für die Batterien nebst Kolonnen in den ersten Tagen ein ständiges Verlegen der Standorte bedingt. Der Weg führt auch über Mons en Chaussee und deckt sich somit mit den Angaben in Zehnbauers Karte. Vierzehn Tage nach der der Karte vom 05.07.1916, dies zeigt ein Bild in der Chronik, welches sich auch zweimal im Nachlass Zehnbauers finden lässt (16.12.1916 (07_003) und 12.12.1916 (02_004)), wird das „Lager der Kolonne 2/22 im Bois de Croix“ bezogen.[2]

Dieser Ort stellt seit dem 19. Juli das Lager des gesamten Bataillons, mit Ausnahme der 2. Batterie, dar und wird sukzessive ausgebaut:

„[…] Zunächst schlägt man wieder die Zelte auf und kampiert bei Mutter Grün. Im Laufe der nächsten Wochen aber wird das Lager immer mehr ausgebaut, man schafft Laubhütten und Baracken und hat Gelegenheit und Zeit genug, sich immer gemütlicher einzurichten. Denn unser Bleiben hier sollte noch lange währen! Wenn man auch einen sehr weiten Anmarschweg zu den Batterien hat und zum Tränken der Pferde und zum Waschen hinunter nach Falvy an die Somme reiten muß, so ist man hier in dem Lager — abgesehen von den öfters Besuch machenden feindlichen Fliegern — vorläufig ziemlich unbehelligt und kann bei der eingerichteten Ablösung immer wieder einmal ein oder zwei Tage ausspannen von der nervenzerrüttenden Arbeit an der Front, die Tag und Nacht höchste Anforderungen an alle Batterieangehörigen stellt. 
Denn auch die zweite Julihälfte zeigt ganz den Charakter der ersten schweren Tage in der Sommeschlacht: Tag und Nacht dieselbe zermürbende Trommelei — Artilleriemunition braucht der Gegner nicht zu sparen — immer wieder neue Einzelstöße, die durch unser Sperrfeuer eingedämmt werden und dem Gegner meist nur bescheidenen Geländegewinn bringen. Sperrfeuer und immer wieder Sperrfeuer ist die Losung auch für die nächsten Wochen.[…]“[3]
Somit decken sich die knappen Hinweise in Johann Heinrichs Karten – er spricht von „Verdun 2“ – mit denen der Chronik, die die Situation an der Somme beschreiben. Allein im Monat Juli verschießt das Bataillon 18.964, im August 16.944, im September 23.661, im Oktober 29.496 Schuss[4]. Nach viermonatigen Kämpfen wird das Bataillon, ausgenommen die erste Batterie, abgelöst. Die Bilanz ist verheerend:
„21 Tote, 33 Schwerverletzte und 64 Leichtverwundete hat das Bataillon während der Sommeschlacht zu beklagen! Die Verluste an Pferden und Material sind groß gewesen. Jede Batterie hat wohl 4 Garnituren Geschütze verbraucht. Die bei der Überbeanspruchung des Materials gebrochenen Vorholfedern sind gar nicht zu zählen“.[4]
Die 2. Batterie, also die Einheit Johann Heinrichs, hat in diesen vier Monaten 28.280 Schuss verfeuert, insgesamt verbrauchte das Bataillon 91.565 Granaten.

NL_Zehnbauer_09_004.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Adressat: An Frau Johann Heinrich Zehnbauer, Bensheim a.B., Wormserstraße 19; Mons an der Somme, 05.07.1916, Liebe gute Frau! Hier ist eine Ansicht von dem Stall vom 2. Beritt. Es ist schade, dass es nicht mein Beritt ist. Wo ich über den Brief hingemacht habe, da steht Otto Rothermel. Da kannst du mal sehen, wie wir damals vor Verdun unsere Ställe gebaut hatten. Jetzt sind wir bei Verdun 2. Da ist auch nicht schön, liegen hier auch im Freien und müssen des Nachts fahren, das passt mir nicht. Die paar Tage Ruhe haben mich schon verwöhnt. Mit herzlichem Gruß und Kuß Dein Dich liebender Mann; digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

NL_Zehnbauer_09_004.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Adressat: An Frau Johann Heinrich Zehnbauer, Bensheim a.B., Wormserstraße 19; Mons an der Somme, 05.07.1916, Liebe gute Frau! Hier ist eine Ansicht von dem Stall vom 2. Beritt. Es ist schade, dass es nicht mein Beritt ist. Wo ich über den Brief hingemacht habe, da steht Otto Rothermel. Da kannst du mal sehen, wie wir damals vor Verdun unsere Ställe gebaut hatten. Jetzt sind wir bei Verdun 2. Da ist auch nicht schön, liegen hier auch im Freien und müssen des Nachts fahren, das passt mir nicht. Die paar Tage Ruhe haben mich schon verwöhnt. Mit herzlichem Gruß und Kuß Dein Dich liebender Mann; digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


"Mons an der Somme" - Standort, der in der Feldpostkarte genannt wird





Links und Literaturhinweise

[1] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 136f.
[2] Filtzinger, Ph. (1933): Bilder 358f.
[3] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 145.
[4] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 172f.


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Montag, 17. Juli 2017

Gedenktafel für die gefallenen Bahnunterhaltungsarbeiter des Ersten Weltkriegs der Bahnmeisterei Bensheim

Die Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Bensheimer Bahnunterhaltungsarbeiter der Bahnmeisterei Bensheim befindet sich an der Nordseite des Stellwerks Bensheim in der Dammstraße, Ecke Wormser Straße. 

Die Steintafel, ca. 75cm x 45 cm, trägt neben dem Eisernen Kreuz am Kopf der Tafel folgende Inschrift:
Im Weltkriege 1914 bis 1918 starben für das Vaterland
Bahnmeisterei Bensheim
die Bahnunterhaltungsarbeiter
  • Hechler, Heinrich 03.09.1917
  • Koch, Wilhelm 08.03.1916
  • Rutz, Johann 02.08.1915
  • Samstag, Johann 25.05.1915
  • Schäfer, Jacob 05.10.1915
  • Zimmermann, Th. 18.11.1916

Des Vaterlandes Wohl,
das sterbend wir erstrebt, schafft ihr’s,
die ihr durch unser Opfer lebt.
BIAB_Eisenbahner_Gedenktafel_001.jpg; Gedenktafel am Stellwerk Bensheim, Dammstraße 2 für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs:"Im Weltkriege 1914 bis 1918 starben für das Vaterland, Bahnmeisterei Bensheim die Bahnunterhaltungsarbeiter [Liste Namen], Des Vaterlandes Wohl das sterbend wir erstrebt, schafft ihr’s, die ihr durch unser Opfer lebt.", fotografiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


Lage der Gedenktafel: Nordseite des Stellwerks Bensheim, Dammstraße, Ecke Wormser Straße

Samstag, 15. Juli 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Feldpostkarte Johann Heinrich Zehnbauer, 30.06.1916 (02_003)

Diese Postkarte besticht durch ein sehr schönes Foto, welches neben etlichen Soldaten der Munitionskolonne auch zu großen Teilen eine Protze zeigt. 

Diese trägt an der Seitenwand des Kutschbocks die Aufschrift „W5, Mun. Kol. d. 2. Battr, Fuss-Art. Btl.“ Bedauerlicherweise wird nur ein Name der gezeigten Personen genannt, nämlich der des rechts neben Zehnbauer sitzende Unteroffizier Krauß. Der Leutnant und der Rittmeister werden nur mit Dienstgrad erwähnt. Der Leutnant sitzt ganz außen links, rechts daneben der Rittmeister (Angaben der Positionen in der Draufsicht).

„Feldpostkarte, gelaufen 30.06.1916 K.D. Feldpostexp. der 44. Reserve Division, Absender: Untffz. Zehnbauer M.K. 2. Batterie, Fußartillerie Bataillon 22, 44. Reserve Division, Adressat: Frau Johann Heinrich Zehnbauer, Bensheim a.d. B / H., Wormserstr. 19
Text: 29. Juni 1916, Liebe Frau & Kinder. Hier eine Ansicht von unserem Waldlager. Habe noch andere Bilder, die werde ich im Anschluß schicken, daß sie nicht kabut gehen. Das ist unser Rittmeister und Leutnant und Untffz. Krauß sitzt neben mir. Sonst noch alles gut. Mit Gruß und Kuß Euer Vater. Gruß an alle Verwandten besonders an Heinrich, Gruß an […]“

Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die 44. Reserve Division, zu der auch Johann Heinrichs Einheit gehört, an der Somme[1]. Die Feldpostkarte wurde geschrieben kurz bevor die schweren und verlustreichen an der Somme begannen.

NL_Zehnbauer_02_003.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Feldpostkarte, gelaufen 30.06.1916 K.D. Feldpostexp. der 44. Reserve Division, Absender: Untffz. Zehnbauer M.K. 2. Batterie, Fußartillerie Bataillon 22, 44. Reserve Division, Adressat: Frau Johann Heinrich Zehnbauer, Bensheim a.d. B / H., Wormserstr. 19, Text: 29. Juni 1916,  Liebe Frau & Kinder. Hier eine Ansicht von unserem Waldlager. Habe noch andere Bilder, die werde ich im Anschluß schicken, daß sie nicht kabut gehen. Das ist unser Rittmeister und Leutnant und Untffz. Krauß sitzt neben mir. Sonst noch alles gut. Mit Gruß und Kuß Euer Vater. Gruß an alle Verwandten bes. an Heinrich, Gruß an [...]; Johann Heinrich Zehnbauer: untere Reihe, 2. von rechts, digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

NL_Zehnbauer_02_003_Ausschnitt.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Feldpostkarte, gelaufen 30.06.1916 K.D. Feldpostexp. der 44. Reserve Division, Absender: Untffz. Zehnbauer M.K. 2. Batterie, Fußartillerie Bataillon 22, 44. Reserve Division, Adressat: Frau Johann Heinrich Zehnbauer, Bensheim a.d. B / H., Wormserstr. 19, Text: 29. Juni 1916,  Liebe Frau & Kinder. Hier eine Ansicht von unserem Waldlager. Habe noch andere Bilder, die werde ich im Anschluß schicken, daß sie nicht kabut gehen. Das ist unser Rittmeister und Leutnant und Untffz. Krauß sitzt neben mir. Sonst noch alles gut. Mit Gruß und Kuß Euer Vater. Gruß an alle Verwandten bes. an Heinrich, Gruß an [...]; Johann Heinrich Zehnbauer: untere Reihe, 2. von rechts, digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.



Links und Literaturhinweise

[1] http://wiki-de.genealogy.net/44._Reserve-Division_(WK1) (besucht am 06.04.2017)

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Samstag, 8. Juli 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Feldpostkarte: Johann Heinrich Zehnbauer, 25.06.1916 (10_007)

...unser Waldlager von Verdun, wo wir uns 11 Wochen rummachen mußten...

Die Karte vom 25.06.1916 zeigt das Waldlager währen der Kämpfe um Verdun, es kann dies das Waldlager IV bei Brieulles[1] oder das Waldlager im Bois de Sartelle[2] sein, welches sich die Munitionskolonne selbst „fabriziert“ hat. Johann Heinrich Zehnbauer wird die Zeit in Verdun, die vom 4. April 1916 bis zum 2. bzw. 10 Juni 1916 dauerte[3], als Referenz nehmen für die besonders belastenden Phasen im Krieg. So wird er die Zeit an der Somme, vom 2. Juli bis Mitte November 1916[4], in seiner Feldpostkarte vom 05.07.1916 (siehe 09_004)  als "Verdun 2" bezeichnen.

In der Chronik (Filtzinger) heißt es im Stile der damaligen Zeit über die Kämpfe in Verdun:
[...] Die „Hölle von Verdun“ ist los! Die „Moulin de Guerre“ mahlt unbarmherzig vor Verdun! Und in diese Mühle kommen wir nun auch hinein! Und wir mahlen kräftig mit. Acht schwere Wochen lang! Als wir die Mühle verlassen, haben wir 38 648 Granaten aus unseren Rohren geschickt. Ein Geschütz ist durch Volltreffer zerstört, 5 Geschütze sind unbrauchbar geworden, 10 Pferde liegen tot, und wir haben den Verlust von 10 Gefallenen, 12 Schwerverwundeten und 44 Leichtverwundeten zu beklagen. [...]
In Zehnbauers Feldpostkarte heißt es:
„Feldpostkarte gelaufen, 26.06.1916; Absender: Unteroffizier Zehnbauer, Munitionskolonne der 2. Batterie des Fußartillerie Bataillons 22, 44. Reserve Division, Adressat: An Frau Johann Heinrich Zehnbauer, Bensheim a.d.B. Hessen, Wormserstraße 19; 
Text: 25. Juni1916; Liebe Frau! Hier eine kleine Karte von unserem Waldlager von Verdun wo wir uns 11 Wochen rummachen mußten. Die Hütten haben wir uns selbst fabriziert und mit Dachpappe gedeckt. Otto Rothermel sitzt unten neben mir. Hebe das Bild auf zur Erinnerung. Sonst noch gut. Schreibe mir mal [...] Mit herzlichen Grüßen d.[ein] Johann“
Wie auch in anderen Feldpostkarten (vergleiche Feldpostkarten 14.05.1915 (07_004) und demnächst 05.07.1916 (09_004), 12.12.1916 (02_004), 16.12.1916 (07_003), 25.05.1917 (10_001)) wird Otto Rothermel genannt und ist sogar auf dem Bild zu sehen, wie Johann Heinrich in seiner Karte auch erwähnt.

NL_Zehnbauer_11_007.jpg, Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Feldpostkarte gelaufen, 26.06.1916; Absender: Unteroffizier Zehnbauer, Munitionskolonne der 2. Batterie des Fußartillerie Battailon 22, 44. Reserve Division, Adressat: An Frau Johann Heinrich Zehnbauer, Bensheim a.d.B. Hessen, Wormserstraße 19; Text: 25. Juni 1916; Liebe Frau! Hier eine kleine Karte von unserem Waldlager von Verdun wo wir uns 11 Wochen rummachen mußten. Die Hütten haben wir uns selbst fabriziert und mit Dachpappe gedeckt. Otto Rothermel sitzt unten neben mir. Hebe das Bild auf zur Erinnerung. Sonst noch gut. Schreibe mir mal [...] Mit herzlichen Grüßen d.[ein] Johann; digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

NL_Zehnbauer_11_007_Ausschnitt.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Waldlager der Munitionskolonne der 2. Batterie des Fußartillerie Bataillons Nr. 22 im Juni 1916 bei Verdun, Frankreich, Bildausschnitt aus der Feldpostkarte (26.06.1916) von Johann Heinrich Zehnbauer (1882-1953) aus Bensheim an seine Frau in Bensheim, Johann Heinrich Zehnbauer (2. v.l.) und  Otto Rothermel  (3. v.l.); digitalisiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


Standort der Munitionskolonne im Juni 1916 - Waldlager bei Brieulles



Links und Literaturhinweise

[1] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 119.
[2] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 122.
[3] für eine ausführliche Darstellung der Ereignisse in Verdun aus der Sicht des Fußartillerie-Bataillon Nr. 22 siehe: Filtzinger, Ph. (1933): Seite 118-131.
[4] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 132 ff.

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Samstag, 1. Juli 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Feldpostkarte Johann Joseph Zehnbauer, 18.12.1915 (11_006)

Weihnachten 1915: ...Für die Weihnachtsfeier werden schon Vorbereitungen getroffen... hoffentlich lassen uns die Russen in Ruhe...

Der Unteroffizier Johann Joseph Zehnbauer ist, wie zwei seiner Brüder Johann Heinrich und Peter, ebenfalls im Krieg und schreibt eine Feldpostkarte an die Familie des Bruders in Bensheim, dem Metzgermeister Johann Adam Zehnbauer.

Johann Joseph ist noch vor kurzem in Bensheim gewesen und die Rückkehr an die Front, die 76. Reserve Division befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Stellungskämpfen vor Riga[1], fällt ihm schwer. Die Weihnachtsfeiertage fernab der Heimat dürften schon bedrückend gewesen sein, die Tatsache, dass die gegnerischen Truppen ihr Weihnachtsfest erst 2 Wochen später feiern werden[2], bereitet ihm zusätzliche Sorgen. Er schreibt:

Feldpostkarte, gelaufen 24.12.1915; Stempel: Stab 76. Reserve Infanterie Division; Absender: Unteroffizier Zehnbauer beim Stab der 76. Reserve Division; Adressat: Johann Adam Zehnbauer, Bensheim an der Bergstraße, Hessen;
"18.12.1915; Lieber Bruder und Schwägerin! Viele herzliche Grüße und Glücks- und Segenswünsche für die bevorstehenden Feiertage sende ich Euch aus dem Felde. So Gott will wird das neue Jahr besser als das jetzt bald vergangene. Aus meinem Urlaub bin ich gut angekommen und habe mich auch wieder gut eingewöhnt. Leicht ist der Abschied aus der Heimat nicht. Bis jetzt geht es ja Gott sei Dank noch gut. Hoffentlich bleiben wir längere Zeit hier in unserer jetzigen Stallung. Für die Weihnachtsfeier werden schon alle Vorbereitungen getroffen. Hoffentlich lassen uns die Russen während der Zeit in Ruhe denn die feiern Weihnachten erst 13 Tage später. Sonst gibt es nichts Neues. Grüßet alle Verwandten und Bekannten und [...] herzliche Grüße an Euch Alle von Eurem Joseph"

NL_Zehnbauer_006.jpg; Johann Joseph Zehnbauer, Bensheim; Feldpostkarte, gelaufen 24.12.1915; Stempel: Stab 76. Reserve Infanterie Division; Absender: Unteroffizier Zehnbauer beim Stab der 76. Reserve Division; Adressat: Johann Adam Zehnbauer, Bensheim an der Bergstraße, Hessen;18.12.1915; Lieber Bruder und Schwägerin! Viele herzliche Grüße und Glücks- und Segenswünsche für die bevorstehenden Feiertage sende ich Euch aus dem Felde. So Gott will wird das neue Jahr besser als das jetzt bald vergangene. Aus meinem Urlaub bin ich gut angekommen und habe mich auch wieder gut eingewöhnt. Leicht ist der Abschied aus der Heimat nicht. Bis jetzt geht es ja Gott sei Dank noch gut. Hoffentlich bleiben wir längere Zeit hier in unserer jetzigen Stallung. Für die Weihnachtsfeier werden schon alle Vorbereitungen getroffen. Hoffentlich lassen uns die Russen während der Zeit in Ruhe denn die feiern Weihnachten erst 13 Tage später. Sonst gibt es nichts Neues. Grüßet alle Verwandten und Bekannten und [...] herzliche Grüße an Euch Alle von Eurem Joseph; digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017




Links und Literaturhinweise


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