Samstag, 9. September 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Fotografie Johann Heinrich Zehnbauer, 13.05.1917 (03_001)

Wie die Tätigkeit bei der Munitionskolonne ausgesehen haben muss, zeigt dieses Bild, welches zweimal im Nachlass (siehe auch 10_002) auftaucht, wobei nur eines der Bilder eine Beschriftung auf der Rückseite aufweist:
„Andenken an Sonntag, den 13.05.1917 in [Boukinkamp] bei St. Quentin, Frankreich“
Auch wenn die Schreibweise des Ortes an dem die 2. Munitionskolonne untergebracht war sowohl in der Chronik (Boucincamps)[1] und der Rückseite der Fotografie (Boukinkamp) von der heutigen Schreibweise "Hameau de Boukincamp" abweicht, handelt es sich zweifelsfrei um den kleinen Weiler in der Nähe St Quentins. 

Das Bild zeigt Johann Heinrich zu Pferde und einen unbekannten Kameraden auf dem rückwärtigen Sitz eines Munitionstransporters oder einer Protze. Dabei scheint es sich um einen anderen Fahrzeugtyp zu handeln, als das auf dem Bild vom 30.06.1916 (02_003) abgebildete Fahrzeug. Die Chronik verzeichnet für den 13.05.1917 „besonders nachmittags ziemlich starkes Feuer“[2] auf die Infanteriestellungen, wobei sich die Lage an den darauffolgenden Tagen wieder beruhigt haben soll.

NL_Zehnbauer_03_001.jpg / siehe auch NL_Zehnbauer_10_002.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Utffz. Johann Heinrich Zehnbauer zu Pferde, Person auf Protze unbekannt, Aufschrift auf Rückseite: "Andenken an Sonntag, den 13.05.1917 in [Boukinkamp] bei St. Quentin, Frankreich". Zehnbauer diente in der 2. Munitionskolonne, 2. Batterie, 1. Bataillon, Masurisches Fußartillerie Regiment 22.digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

Obwohl die Munitionskolonnen nicht am unmittelbaren Kampfgeschehen beteiligt waren, so mussten sie doch die schwere Aufgabe der stetigen Versorgung der Geschützstellungen mit Munition sicherstellen. In der Chronik wird diese Aufgabe, am Auszug des Kriegstagebuchs des Bataillons des 13.04.1917, einem "Großkampftag", wie folgt beschrieben: 

"„Während des ganzen Tages waren alle Leitungen zerstört, Verbindung konnte nur durch Stafetten und Meldegänger aufrecht erhalten werden. Eine rückwärtige Verbindung und somit ein geregelter Munitionsnachschub für Feld- und Fußartillerie war nur durch das I. Bataillon Fußa. 22 gewährleistet.“ 
An diesem Großkampftag zeigt sich auch der Wert der Tätigkeit unserer unermüdlichen Munitionskolonnen, die, unterstützt von den Fahrern und nicht am Geschütz oder im Fernsprechdienst beschäftigten Mannschaften der Batterien den Munitionsnachschub sicherstellten. Mancher, der sonst den anstrengenden und auch gefahrvollen Dienst der Kolonnen wenig beachtete, weil er still und ohne viel Aufhebens getan wurde, lernte an diesem Tage um. Unter dem 13. April entnehme ich den Gefechtstagebüchern der 2. und 3. Kolonne (das der 1. Kolonne liegt mir nicht vor) folgende Berichte: 
2. Kolonne:
„Die Kol. fährt mit 7 Wagen zu 4 Pferden u. 3 Wagen zu 4 der 2. Batterie 360 Schuß vom Munitionsdepot Fieulaine in die Feuerstellung der 2. Batterie. Abfahrt 10 Uhr vormittags. Rückkehr 7 Uhr abends. 
Anschließend fährt die Kolonne mit 4 Wagen zu 4 und 2 Wagen zu 4 der 2. Batterie 216 Schuß vom Munitionsdepot Fieulaine in die Feuerstellung der 2. Batterie. Rückkehr am 14. April 7 Uhr früh. 
Die Kolonne fährt mit 5 Wagen zu 4 und 5 Wagen zu 4 der 2. Batterie 360 Granaten von Fieulaine in die Feuerstellung der 2. Batterie. Abfahrt 11 Uhr vormittags, Rückkehr am 14. April, 10 Uhr vormittags.“"


Ort der Aufnahme



Links und Literaturhinweise

[1] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 197.
[2] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 205.
[3] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 202.

© Frank-Egon Stoll-Berberich, 2017, Alle Rechte vorbehalten.


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