Samstag, 31. Dezember 2016

16.12.1916... Wenn Gott will, ist das diesmal die letzte Weihnachten im Krieg....

Vor fast genau 100 Jahren... der Krieg tobt an den Fronten und Soldaten aller Nationen dürften ähnliche Karten und Briefe an die Familien zuhause in der Heimat geschrieben haben. 

Vermutlich dürften ähnliche Wünsche in allen Kriegen und in allen Zeiten die Heimat erreicht haben... die Hoffnung auf Frieden. Aktueller könnte eine Karte gar nicht sein.

Feldpostkarte, gelaufen: 17.12.1916, K.D. Feldpostamt des Gardekorps, S.B. Mun. - Kol. der 2. Battr Fussartl. Batls. Nr. 22, Absender: Untffz. Zehnbauer, M.Kl. 2. Bttr. 1 Btl. Masurisches Fußart. Rgt. 22 2. Armee Westen [...] Batl. 22
16.12.1916, Liebe Frau und Kinder Eine gesegnete Weihnachten wünscht Euch Euer Vater. Wenn Gott will, ist das diesmal die letzte Weihnachten im Krieg. Vielleicht können wir uns dann die nächste Weihnachten mehr freuen. Gruß Rothermel [Anm.: Johann Heinrichs Unterschrift fehlt; vermutlich um Platz für Rothermels Gruß zu lassen]

Die Ansichtskarte zeigt die "Stallungen" der "Munitions-Kolonne, 2. Batterie,  1. Bataillon des Masurischen Fußartillerie Regiments. 22, 2. Armee Westen" in der auch Johann Heinrich Zehnbauer Dienst tat. Aufgabe dieses Beritts war es Munition aus dem rückwärtigen Raum per Pferd an die Front zu bringen.


© Frank-Egon Stoll-Berberich, 2016, Alle Rechte vorbehalten.

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Danke, aber habe noch keinen Appetit gehabt.... Der arme Kerl war so ein guter Mensch

Johann Heinrich Zehnbauer (09.02.1882 - 21.11.1953), 1917 in der Nähe von Ypern eingesetzt, bedankt sich bei seinem Bruder, dem Bensheimer Metzgermeister Johann Adam Zehnbauer, gerade für den Erhalt eines Paketes Fleischwaren. Jedoch ist seine Freude getrübt, denn obwohl das Paket an der Front ein Segen dargestellt haben muss, ist es mit einem traumatischen Ereignis verknüpft. In einem Feldpostbrief vom 21.08.1917 an die Metzgerei adressiert, beschreibt er die Vorfälle an der Front.

Er schreibt:
Flandern 19 August 1917 [Anm.: Raum Beselare, Belgien; Nähe Ypern]
Lieber Bruder und Schwägerin
Eure Sendung und Briefchen erhalten. Meinen herzlichsten Dank dafür. Aber gegessen habe ich noch nichts davon. Habe auch keinen richtigen Appetit gehabt, der ist mir dieser Tag mal vergangen. Da sitze ich gerade so gemütlich am Abend beim Kaffeetrinken und esse mein Brot dazu und wollte grad von der Wurst abschneiden, da saust mir eine Granate über den Kopf und schlägt 100m weiter ein. Ich bin darüber so erschrocken, daß mir heute noch die Hände zittern. Wir liegen nämlich hier auf einem Speicher mit Stroh drauf. Wenn ich draußen in Stellung bin da fällt mir das gar nicht ein, weil wir nichts anderes zu erwarten haben aber im Quartier da man an nichts denkt ist anders. Da bin ich dann gleich vom Speicher runter in die Wiese gelaufen. Auf einmal kommt wieder ein Schuß direkt neben unseren Stall und schlägt im Stall 4 Pferde gleich mausetot und 2 sind gleich drauf kabut gegangen. Einer hat noch ein tiefes Loch im Leib der lebt noch.  Aber auch ein Mann mußte noch dabei bleiben. Der arme Kerl war so ein guter Mensch gewesen. Was habe ich da Glück gehabt, daß ich darauf grad nicht im Stall war. Hier geht es überhaupt sehr schlimm zu. Wenn wir nur hier wieder gesund heraus wären. Sonst bin ich noch Gott sei Dank gesund, was ich von Euch auch hoffe. Vielleicht komme ich auch bald wieder mal in Urlaub. Mit herzlichen Grüßen Euer Bruder und Schwager JEAN (Spitzname von Johann Heinrich Zehnbauer)
Viele Grüße an die Kinder und die Mutter und Großmutter.
Gruß an Betha und Mann, Gretchen und die Tante
Auf Wiedersehen. Eben sitze ich auf der Wiese und tue Pferde [zeichnen]




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