Johann Heinrich Zehnbauer war auch bereits vor dem Ersten Weltkrieg Soldat, dies belegen etliche noch vorhandene Bilder, die ihn in Uniform zeigen sowie einige Erinnerungsstücke, die sich noch im Nachlass befinden.
Vom Postkutscher und Landwirt zum Train und zur Munitionskolonne
Sowohl vor als auch nach dem Krieg war er als Landwirt und, da Postbeamter, zugleich auch als Postkutscher in Bensheim tätig. Die Postkutsche als auch das Postpferd waren in den Stallungen hinter dem Wohnhaus der Familie Johann Heinrichs in der Wormser Straße 19 in Bensheim untergebracht. Dies und die Tatsache, dass Johann Heinrich auch in vielen Feldpostbriefen sehr ausführlich über die Unterbringung der Pferde berichtet, zeigt seine Liebe zu den Tieren und könnte eine Begründung für die spätere Verwendung beim Train und bei der Munitionskolonne gewesen sein.
Als Kutscher auf dem Schießplatz Wahn
Daher ist es nicht verwunderlich, dass er bereits während seiner Wehrpflichtzeit als Kutscher auf dem Kutschbock zu sehen ist. Anhand der bestehenden Fotos lässt sich die Wehrpflicht um das Jahr 1905 festlegen. Insbesondere zwei Bilder sind in diesem Zusammenhang interessant, zeigen sie Johann Heinrich Zehnbauer beide Male in Wahn (heute: Köln-Wahn). Hier befand sich sein Bataillon auf dem damals dort befindlichen Truppenübungsplatz in der Wahner Heide[6][7][8]. Neben einem Bild (06_001), welches ihn zusammen mit Offizieren in einer offenen Kutsche zeigt, gibt es auch noch ein Bild (02_001), auf welchem er mit zwei Kameraden bei einer Studioaufnahme bei einem Wahner Fotografen zu sehen ist.
Zugehörigkeit zu verschiedenen Einheiten - verwirrende Zahlenspiele
Auf einem weiteren Andenken – einer in Glas gefassten handgestickten Erinnerungstafel – befindet sich ein nachkoloriertes Foto von Johann Heinrich Zehnbauer.
Die weißen Schulterklappen tragen eine rote „3“, die Knöpfe wurden in Gold hervorgehoben und die Kante der Knopfreihe in rot nachgezogen. Das in dieser Erinnerungstafel genutzte Bild taucht auch als Einzelbild auf (NL-Zehnbauer_006).
Links eine Darstellung der Schulterklappe wie auf dem Portraitbild zu sehen.
Die Zahl „3“, zusammen mit der Zahl „22“, taucht auch auf einem Foto eines Reservistentreffens in Mainz in den 1930er Jahren auf (NLJS_00043).
Die weißen Schulterklappen tragen eine rote „3“, die Knöpfe wurden in Gold hervorgehoben und die Kante der Knopfreihe in rot nachgezogen. Das in dieser Erinnerungstafel genutzte Bild taucht auch als Einzelbild auf (NL-Zehnbauer_006).
Links eine Darstellung der Schulterklappe wie auf dem Portraitbild zu sehen.
Die Zahl „3“, zusammen mit der Zahl „22“, taucht auch auf einem Foto eines Reservistentreffens in Mainz in den 1930er Jahren auf (NLJS_00043).
Das Schild trägt neben dem Motto „Zu gleich“ auch eine Darstellung einer Schulterklappe, die zwei gekreuzte einflammige große Langgranaten und eine darunter befindliche Regimentszahl zeigt. Im Gegensatz zu der Schulterklappe im Bild vom 24.12.1917 (05_001), die die Zahl „22“ zeigt, ist auf dem Schild die Zahl „3“ zu erkennen, die auf den Ursprung des Regiments, dem Ersatzbataillon Fußartillerie-Regiment Nr. 3 zurückzuführen ist.
Bei der Bestimmung der Einheiten, bei denen Johann Heinrich Zehnbauer gedient hat, kommt es zu einer interessanten Überschneidung bzw. anscheinenden Unstimmigkeit. Eines der Erinnerungsstücke, nicht untypisch für Wehrpflichtige bzw. Reservisten, ist ein Pfeifenkopf aus Porzellan, der an die Dienstzeit erinnert. Dieser trägt den Namen „Zehnbauer“ und weist auf der Rückseite das „Großherzoglich Hessische Train Bataillon No. 18 Darmstadt“ aus, bei dem Reservist Zehnbauer von „1903/05“ die für Trains verpflichtende zweijährige Dienstzeit ableistete, so der Text des Pfeifenkopfes. Der genannte Zeitraum deckt sich mit den Bildern, die von Johann Heinrich Zehnbauer existieren und die ihn in Wahn auf dem Schießplatz zeigen. Auch Trains und andere Waffengattungen übten in Wahn, obwohl der Übungsplatz seit 1889 nur noch als Fußartillerie-Schießplatz dienen sollte[2].
Eine Begründung für die Vielzahl der „Nummern“, also der Einheiten, scheint zum einen die weitere Verwendung innerhalb der Einheiten und zum anderen die stetige Umstrukturierung der Armee gewesen zu sein. So lieferte das Großherzoglich Hessische Train-Bataillon Nr. 18 die für die Fußartillerie und technischen Truppen bestimmten Bespannungs-Abteilungen[3], somit möglicherweise auch für das in Mainz beheimatete Ersatzbataillon Fußartillerie-Regiment Nr. 3 welches am 9. September 1914 mit der Mobilmachung der Reserve-Fußartillerie Batterie 22 beauftragt[4] wurde. Dieses bildete somit die Basis für das spätere Masurische Fußartillerie Regiment Nr. 22. In Zusammenhang mit dem genannten Fußartillerie-Regiment 3 ist auch der Truppenübungsplatz Wahn zu nennen, der vor 1914 von selbigem genutzt wurde[5].
So scheint die Zugehörigkeit zum Fußartillerie-Regiment Nr. 3 (Mainz) und der daraus entstandenen Reserve-Fußartillerie Batterie 22, inklusive der daraus folgenden Einheiten, anhand der noch existierenden Erinnerungsstücke gesichert, die Zugehörigkeit zum Train erschließt sich nur anhand des Pfeifenkopfs und eines Fotos, welches – auch wenn schwarzweiß – Johann Heinrich Zehnbauer in Train-Uniform zeigt. Somit muss er vom Train zur Fußartillerie gewechselt sein. Eine Zuteilung der Bespannungs-Einheiten zur Fußartillerie scheint logisch.
Persönliche Dokumente, wie zum Beispiel ein Wehrpass oder Einberufungsbefehle, die diesen Werdegang und die Zusammenhänge belegen oder genauere Aufschlüsse liefern, liegen nicht vor.
Johann Heinrich Zehnbauer um 1905 als Soldat des Großherzoglich Hessischen Train-Bataillons 18. |
Ein Eisernes Kreuz II - eines von über 5.000.000
Ein im Nachlass vorliegendes Eiserne Kreuz II, allerdings ohne Ringöse, konnte anhand der Bilder, die nur das Band an der Uniform zeigen, ebenfalls Johann Heinrich zugeordnet werden. Der Anlass und das genaue Datum der Verleihung ließen sich nicht mehr feststellen, wobei anzumerken ist, dass das EK II zwischen 1914-1918 über 5 Millionen Mal verliehen wurde[1] und in der Chronik des Regiments nur Träger des EK I namentlich erwähnt wurden. Ein besonderer Grund zur Verleihung scheint somit nicht vorzuliegen.
[1] Wernitz, F. (2013): Das Eiserne Kreuz 1813–1870–1914, In: Ansgar Reiß (Hrsg.): Geschichte und Bedeutung einer Auszeichnung, Kataloge des Bayerischen Armeemuseums Ingolstadt, Band 11, Wien, Seite 402.
[2] Huck, J. (1969): Der Truppenübungsplatz
1817-1945, In: Heimatverein Porz e.V.: Unser Porz – Beiträge zur Geschichte von
Amt und Stadt Porz, Heft 11: Die Garnison, Porz, Seite 24f.
[3] http://wiki-de.genealogy.net/TrA_18 (besucht am 06.04.2017) [4] Filtzinger, Ph. (1933): Masurisches Fussartillerie Regiment Nr. 22, Bochum, Seite 1.
[5] Huck, J. (1969): Seite 24
[6] http://www.porz-am-rhein.de/potrup.html (besucht am 06.04.2017)
[7] https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-65489-20130516-2 (besucht am 06.04.2017)
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Schie%C3%9Fplatz_Wahn (besucht am 06.04.2017)
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