Samstag, 30. September 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Ein bedeutungsloses Bild ohne Bezug zur Familie? – Ein Bilderrätsel! (03_002)

Ein bedeutungsloses Bild! Ein Bilderrätsel? Wer ist der Tote?

Bei der Durchsicht der historischen Dokumente im Nachlass Johann Heinrich Zehnbauers tauchten auch Bilder bzw. Dokumente auf, die anfänglich zwar ohne Bezug zur Familie Zehnbauer zu stehen schienen, jedoch thematisch eindeutig dem Thema „Erster Weltkrieg“ zuzuordnen waren.

Eines der Bilder zeigt ein Holzkreuz auf einem frisch angelegten Grab inmitten eines Gräberfeldes. Das Grabkreuz zeigt den Namen der beigesetzten Person „Heinrich Ahlbach“ und die Einheit „Mun- Kol. D. 2. Battr., Fußartl. Regt. 22“ bei der die Person gedient hatte. Die genauen Geburts- und Sterbedaten hingegen ließen sich nicht ermitteln, nur das Geburtsjahr „[18]90“ und das Sterbejahr „[19]17“.

N
L_Zehnbauer_03_002.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Deutsches Soldatengrab in Koekuithoek [laut Bildaufschrift], Belgien; Aufschrift Kreuz: Fahrer Heinrich Ahlbach, Mun. Kol. d. 2. Battr., Fußartl. Regt. 22., geb. [14.05.1890], gef. [18.08.1917], Ruhe sanft. [Anm.: laut Preuß. Sterbeliste 942, aus Hadamar, Limburg / laut Ehrentafel des Masurischen Fußartl. Regt. 22 gefallen in Spriethoek]; digitalisiert und Recherche: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


Nachdem die Arbeiten an den Dokumenten vorangeschritten waren, zeigte sich allerdings, dass die auf dem Kreuz gezeigte Einheit auch die von Johann Heinrich Zehnbauer ist und somit sehr wohl ein Bezug zur Johann Heinrich bestand. Da dies das einzige Bild war, welches eine Grabstelle eines Kameraden zeigte, schien zudem auch eine freundschaftliche bzw. kameradschaftliche Verbindung bestanden zu haben; eine Erinnerung an einen guten Freund.


Die Suche beginnt

Durch die seit 2014 digital veröffentlichten Verlustlisten[1] des Ersten Weltkrieges ließ sich schnell der Name suchen, allerdings tauchte dieser dreimal auf.
Die erste Überlegung eine fehlerfreie Zuordnung durchzuführen, war die auf dem Foto handschriftlich vorgenommene Ortsangabe „Koekuithoek“ mit eventuell zu findenden Angaben zu den Standorten der Einheit abzugleichen, wobei dies aufgrund der wenigen verfügbaren Daten nicht fehlerfrei möglich war. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Name falsch notiert wurde, scheint recht hoch, die Ortsangabe „Kijkiuthoek“ hingegen liefert einen Standort , der ebenfalls in der Nähe der Geschehnisse liegt.
Der Standort des deutschen Soldatenfriedhofs „Menenwald“, der zwischen den Ortschaften Menen und Wevelgem liegt, trägt den Namen „Kijkuithoek“ und wurde im Juli 1917 während der dritten großen Schlacht um Ypern angelegt. In den 1950 Jahren wurden die vielen deutschen Soldatenfriedhöfe in Belgien zusammengelegt, so dass sich das Grab Heinrich Ahlbachs heute in Langemark befindet. Die sterblichen Überreste befinden sich in Block B Grab 12345[2]

Die Suche im Internet unter Eingabe des Namens und der Einheit brachte einen Eintrag, der die Ehrentafel des Masurischen Fußartillerie Regiments Nr. 22 zum Thema hatte. Hier ließen sich nun die weitere Angaben finden[3]:
„EHRENTAFEL - Vom ersten Bataillon des königlich-preußischen Fußartillerie-Reg. Nr 22 starben den Heldentod für das Vaterland […] Munitionskolonne […] Dienstgrad: Fahrer, Name: Ahlbach, Vorname: Heinrich, Geburtsdatum & Ort: /, Todesdatum & Ort: 18.08.1917 Spriethoek, Einheit: II. Battr., Bemerkungen: /“
In der Chronik des Regiments wird Ahlbach ebenfalls erwähnt, so heißt es zu den Ereignissen am 18.08.1917[4]:
„Am 18. August wird das Quartier der 2. Kolonne in Slypscapelle stark beschossen. Der Fahrer Ahlbach wird schwer verwundet – er stirbt am folgenden Tag –, 6 Zugpferde werden getötet, 1 verwundet.“ 
Von den drei Eintragungen in den Verlustlisten[1] fiel nur eine in den Zeitraum August 1917. Das „Armeeverordnungsblatt, 1633. Ausgabe, Seite 20719, Preußische Verlustliste 942, Verlustlisten vom 20. September 1917 “ zeigt folgenden Eintrag:
„Ahlbach, Heinrich – 14.05. Hadamar, Limburg – gefallen“.
Die fehlende Jahreszahl des Geburtsdatums in den Verlustlisten war nur eine der vielen Veränderungen, die im Laufe des Krieges in den Armeeverordnungsblättern vorgenommen wurden. Die Jahreszahl allerdings konnte der Fotografie entnommen werden.

Die Gesamtheit aller gefundenen Angaben lässt eine zweifelsfreie Zuordnung zu. Die Erwähnung des Ortes „Spriethoek“ lässt sich dadurch erklären, dass dies der Sterbeort ist.

Ahlbach wurde am 14.05.1890 in Hadamar geboren, wurde am 18.08.1917 Slypskapelle verwundet, verstarb in Spriethoek am 18.08.1917, wurde in Kijkuithoek beigesetzt und später nach Langemark umgebettet. Die einzige Abweichung ergibt sich aus dem in der Chronik zu findenden Hinweis, dass Ahlbach am darauffolgenden Tag, also dem 19.08.1917 verstorben sein soll.

Standort des Grabes in Kijkuithoek (1917)



Lage des heutigen Grabes in Langemark


Was war geschehen? - Des Rätsels Lösung bringt ein Feldpostbrief!

Unmittelbar nach der Ermittlung der Daten zu dem oben genannten Bild rückte ein Dokument in den Mittelpunkt der Untersuchung, das aufgrund seiner ausführlichen Beschreibung der Kriegsgeschehnissen an sich schon interessant erschien.

In einem der von Johann Heinrich Zehnbauer verfassten Feldpostbriefe beschreibt dieser den Einschlag von „Schüssen“ in die Stallungen und Unterkünfte der Munitionskolonne. Der Brief trägt das Datum „19.08.1917“, also einen Tag nach Heinrich Ahlbachs Tod, welcher im Brief mit den Worten „Aber auch ein Mann mußte noch dabei bleiben. Der arme Kerl war so ein guter Mensch gewesen“ beschrieben wird.

Dass solch ein Ereignis selbst bei einem kriegserfahrenem Soldaten wie dem Unteroffizier Zehnbauer nicht ohne Spuren blieb, zeigt die ungewöhnlich offene Beschreibung seiner Gefühle und Ängste:

„Feldpostbrief von Unteroffizier Johann Heinrich Zehnbauer gelaufen 21.08.1917 an Familie Johann Adam Zehnbauer in Bensheim an d. Bergstraße, Metzgerei, Poststempel / Absender: Masurisches Fuss-Artillerie-Regiment 22, I. Bataillon, 2. Batterie, Munitions-Kolonne;
Text: Flandern 19 August 1917 Lieber Bruder und Schwägerin
Eure Sendung und Briefchen erhalten. Meinen herzlichsten Dank dafür. Aber gegessen habe ich noch nichts davon. Habe auch keinen richtigen Appetit gehabt, der ist mir dieser Tag mal vergangen. Da sitze ich gerade so gemütlich am Abend beim Kaffeetrinken und esse mein Brot dazu und wollte grad von der Wurst abschneiden, da saust mir eine Granate über den Kopf und schlägt 100m weiter ein. Ich bin darüber so erschrocken, daß mir heute noch die Hände zittern. Wir liegen nämlich hier auf einem Speicher mit Stroh drauf. Wenn ich draußen in Stellung bin da fällt mir das gar nicht ein, weil wir nichts anderes zu erwarten haben aber im Quartier da man an nichts denkt ist anders. Da bin ich dann gleich vom Speicher runter in die Wiese gelaufen. Auf einmal kommt wieder ein Schuß direkt neben unseren Stall und schlägt im Stall 4 Pferde gleich mausetot und 2 sind gleich drauf kabut gegangen. Einer hat noch ein tiefes Loch im Leib der lebt noch. Aber auch ein Mann mußte noch dabei bleiben. Der arme Kerl war so ein guter Mensch gewesen. Was habe ich da Glück gehabt, daß ich darauf grad nicht im Stall war. Hier geht es überhaupt sehr schlimm zu. Wenn wir nur hier wieder gesund heraus wären. Sonst bin ich noch Gott sei Dank gesund, was ich von Euch auch hoffe. Vielleicht komme ich auch bald wieder mal in Urlaub. Mit herzlichen Grüßen Euer Bruder und Schwager JEAN (Spitzname von Johann Heinrich Zehnbauer)
Viele Grüße an die Kinder und die Mutter und Großmutter.
Gruß an Betha und Mann, Gretchen und die Tante
Auf Wiedersehen. Eben sitze ich auf der Wiese und tue Pferde [zeichnen]"

Somit ergänzen sich die zwei Dokumente – der Feldpostbrief vom 19.08.1917 und das Foto des Soldatengrabes – und liefern tiefgreifende persönliche Einblicke in die Erfahrungen der Frontsoldaten der Westfront, ist es doch das einzige Bild, welches sich im Nachlass findet, auf dem ein Soldatengrab zu sehen ist und zudem auch der einzige Brief in dem der Verlust eines Kameraden beklagt und die empfundene Angst ausgesprochen wird.

All dies geschieht im Rahmen der Flandernschlacht, die seit dem 31. Juli 1917 tobt und mit voller Härte geführt wird. Die Chronik beschreibt den Einsatz von Gasgranaten auf beiden Seiten sowie den Kampf gegen englische Tanks[5].

NLJS_Dokumente_NLJZ_0633; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Feldpostbrief von Unteroffizier Johann Heinrich Zehnbauer gelaufen 21.08.1917 an Familie Johann Adam Zehnbauer in Bensheim an d. Bergstraße, Metzgerei; Poststempel / Absender: Masurisches Fuss-Artillerie-Regiment 22, I. Bataillon, 2. Batterie, Munitions-Kolonne; Text: Flandern 19 August 1917 [Anm.: Raum Beselare, Belgien; Nähe Ypern] Lieber Bruder und Schwägerin, Eure Sendung und Briefchen erhalten. Meinen herzlichsten Dank dafür. Aber gegessen habe ich noch nichts davon. Habe auch keinen richtigen Appetit gehabt, der ist mir dieser Tag mal vergangen. Da sitze ich gerade so gemütlich am Abend beim Kaffeetrinken und esse mein Brot dazu und wollte grad von der Wurst abschneiden, da saust mir eine Granate über den Kopf und schlägt 100m weiter ein. Ich bin darüber so erschrocken, daß mir heute noch die Hände zittern. Wir liegen nämlich hier auf einem Speicher mit Stroh drauf. Wenn ich draußen in Stellung bin da fällt mir das gar nicht ein, weil wir nichts anderes zu erwarten haben aber im Quartier da man an nichts denkt ist anders. Da bin ich dann gleich vom Speicher runter in die Wiese gelaufen. Auf einmal kommt wieder ein Schuß direkt neben unseren Stall und schlägt im Stall 4 Pferde gleich mausetot und 2 sind gleich drauf kabut gegangen. Einer hat noch ein tiefes Loch im Leib der lebt noch.  Aber auch ein Mann mußte noch dabei bleiben. Der arme Kerl war so ein guter Mensch gewesen. Was habe ich da Glück gehabt, daß ich darauf grad nicht im Stall war. Hier geht es überhaupt sehr schlimm zu. Wenn wir nur hier wieder gesund heraus wären. Sonst bin ich noch Gott sei Dank gesund, was ich von Euch auch hoffe. Vielleicht komme ich auch bald wieder mal in Urlaub. Mit herzlichen Grüßen Euer Bruder und Schwager JEAN (Spitzname von Johann Heinrich Zehnbauer), Viele Grüße an die Kinder und die Mutter und Großmutter. Gruß an Betha und Mann, Gretchen und die Tante Auf Wiedersehen. Eben sitze ich auf der Wiese und tue Pferde [zeichnen]; digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.


Standort des Vorfalls / Angriff auf das Quartier der Munitionskolonne 2. Batterie


Links und Literaturhinweise

[1] http://des.genealogy.net/eingabe-verlustlisten/search/index (besucht am 31.05.2017)
[2] Suchanfrage bei www.volksbund.de (besucht am 31.05.2017)
[3] http://www.denkmalprojekt.org/2014/vl_masurisches-fussartillerie-reg_nr22_wk1.html (besucht am 06.04.2017)
[4] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 221.
[5] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 222ff.


© Frank-Egon Stoll-Berberich, 2017, Alle Rechte vorbehalten.


Samstag, 23. September 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Bild und Feldpostkarte Johann Heinrich Zehnbauer (05_002, 09_002)

Die einzige Feldpostkarte (09_002) Johann Heinrichs, die sich direkt an eines seiner Kinder richtet. Lisa - Anna Maria Elisabeth Zehnbauer (22.12.1906 - 02.09.1987) – hat sich wohl den Arm gebrochen und ihr Vater sendet ihr und der Schwester, hier "Annachen" genannt, eigentlich "Anna Maria Zehnbauer" (24.01.1910 - 08.07.1971), einen Gruß. Nach einem kurzen väterlichen Trost erfolgt aber eine ebenso väterliche Hoffnung, dass die Kinder der Mutter während der Abwesenheit des Vaters helfen. 
„Feldpostkarte, gelaufen: 22.07.1917, K.D.Feldpost, zweiter Stempel: Masurisches Fußartillerie Regiment 22, 1. Bataillon, 2. Munitions-Kolonne, Absender: Unteroffizier Zehnbauer, 1. Bataillon, Masurisches Fußartillerie Regiment, 2. Munitions-Kolonne, 2. Batterie 
Text: 21.07.1917, Liebe Lisa (gemeint ist seine Tochter Anna Maria Elisabeth Zehnbauer 22.12.1906 - 02.09.1987), Deine und Annachens [...] Karte habe ich erhalten. Es freut mich, daß Du wieder zu Hause sein kannst und daß Dein Arm wieder besser ist. Wenn Gott will kommt er auch wieder ganz in Ordnung, daß Du Deiner Mutter wieder helfen kannst. Ich bin noch Gott sei Dank gesund. Mit herzlichen Grüßen und Küssen auch an Annachen & Mutter und die anderen [...] Dein Dich liebender Vater“ 
Das Bild der Feldpostkarte (auch als Ansichtskarte ohne Text im Nachlass zu finden: 05_002) zeigt Johann Heinrich Zehnbauer mit etlichen Kameraden (Mannschaften) beim Stalldienst. Die Soldaten tragen Drillich. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich das Regiment im Raum St.Quentin, Frankreich. Das Bild trägt eine rückwertige Aufschrift, die neben der ausgeführten Tätigkeit auch den Ort, das Datum und sogar die Zeit nennt. Der Text lautet:
„Andenken an den Stalldienst in Boukincamps am 15. Juli 1917, 7 Uhr abends sonntags“
Der Weiler Boukincamps liegt rund 20 km nordöstlich von Saint Quentin entfernt.

NL_Zehnbauer_09_002_Ausschnitt.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Feldpostkarte, gelaufen: 22.07.1917, K.D.Feldpost, zweiter Stempel: Masurisches Fußartillerie Regiment 22, 1. Bataillon, 2. Munitions-Kolonne, Absender: Unteroffizier Zehnbauer, 1. Bataillon, Masurisches Fußartillerie Regiment, 2. Munitions-Kolonne, 2. Batterie, Text: 21.07.1917, Liebe Lisa (gemeint ist seine Tochter Anna Maria Elisabeth Zehnbauer 22.12.1906 - 02.09.1987), Deine und Annachens [...] Karte habe ich erhalten. Es freut mich, daß Du wieder zu Hause sein kannst und daß Dein Arm wieder besser ist. Wenn Gott will kommt er auch wieder ganz in Ordnung, daß Du Deiner Mutter wieder helfen kannst. Ich bin noch Gott sei Dank gesund. Mit herzlichen Grüßen und Küssen auch an Annachen & Mutter und die anderen [...] Dein Dich liebender Vater; Utffz. Johann Heinrich Zehnbauer (1882-1953) zweiter von links; digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

NL_Zehnbauer_09_002.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Feldpostkarte, gelaufen: 22.07.1917, K.D.Feldpost, zweiter Stempel: Masurisches Fußartillerie Regiment 22, 1. Bataillon, 2. Munitions-Kolonne, Absender: Unteroffizier Zehnbauer, 1. Bataillon, Masurisches Fußartillerie Regiment, 2. Munitions-Kolonne, 2. Batterie, Text: 21.07.1917, Liebe Lisa (gemeint ist seine Tochter Anna Maria Elisabeth Zehnbauer 22.12.1906 - 02.09.1987), Deine und Annachens [...] Karte habe ich erhalten. Es freut mich, daß Du wieder zu Hause sein kannst und daß Dein Arm wieder besser ist. Wenn Gott will kommt er auch wieder ganz in Ordnung, daß Du Deiner Mutter wieder helfen kannst. Ich bin noch Gott sei Dank gesund. Mit herzlichen Grüßen und Küssen auch an Annachen & Mutter und die anderen [...] Dein Dich liebender Vater; digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

Liebe Lisa.... (rechts hinten)


NL_Zehnbauer_11_005.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Familie Zehnbauer um 1914, Frau Franziska Zehnbauer (13.02.1877 - 15.08.1942), Junge stehend rechts oben: Franz Zehnbauer (18.02.1902 - 22.08.1965), Mädchen stehend links unten : Anna Maria Zehnbauer  (24.01.1910 - 08.07.1971), Junge stehend unten: Johann Zehnbauer (07.04.1912 - vermisst 18.07.1944), Mädchen auf Stuhl: Maria Zehnbauer (13.09.1913 - 20.08.2000), Mädchen rechts stehend: Johanna Maria Zehnbauer (24.05.1908 - 22.01.1976), Mädchen rechts hinten: Anna Maria Elisabeth Zehnbauer (22.12.1906 - 02.09.1987); digitalisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©


Standort der Aufnahme 



Links und Literaturhinweise



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Samstag, 16. September 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Feldpostkarte Johann Heinrich Zehnbauer, 25.05.1917 (10_001)

Am 25.05.1917 sendet Johann Heinrich Zehnbauer wieder ein paar Grüße Richtung Heimat. Die Feldpostkarte zeigt auf der Vorderseite ein Pferdegespann mit einem mit Soldaten besetzten Wagen. Dieses Motiv liegt im Nachlass auch als unbeschriebene Feldpostkarte vor (04_001). Die Chronik schildert die Geschehnisse am 25.05.1917 mit den Worten: 

„Am 25. Mai vormittags macht die 2. Batterie ein Wirkungsschießen mit Fliegerbeobachtung auf feindliche Batterien bei Fontaine, wobei mehrere Explosionen beobachtet werden. Als Vergeltungsfeuer folgt von Seiten des Feindes eine Beschießung mit etwa 200 Schuß schweren Kalibers auf das Gelände nahe der Feuerstellung der 2. Batterie. Ein großer Teil der Schüsse liegt in der Gegend des Gefechtsstandes der Gruppe Hoffmann, die gezwungen wird, die Villa Rue Bellevue 34 zu verlassen und in einen schon vorbereiteten naheliegenden Stollen umzuziehen.“[1]

In der Feldpostkarte ist davon allerdings nichts zu lesen:

„Ansichtskarte, gelaufen 26.05.1917, Stempel: K.D. Feldpost; Stempel 2: Masur. Fuss. Art. Reg. 22, I. Bataillon, 2. Mun.-Kolonne; Absender: Unteroffizier Zehnbauer, 2. Mun. Kolonne, 2. Battr.; Adressat: Frau Johann Heinrich Zehnbauer, Bensheim an der Bergstraße, Wormserstraße 19; 
Text: 25.05.1917, Liebe Frau! Habe heute wieder keine Post von dir bekommen. [...] Rothermel ist auch dabei. Mit Urlaub werde ich noch ein bißchen warten müssen. Schreibe mir doch auch bald einmal wie es zu Hause geht. Sonst noch gut. Mit herzlichen Grüßen und Küsse auch an die Kinder dein dich liebender Mann. Gruß an [...]"

Aufgrund des fehlenden Satzes, der auf eine Unternehmung schließen lässt, fehlt zwar ein entscheidender Teil, jedoch ist der Text fernab dessen, was in der Chronik erwähnt wird.

NL_Zehnbauer_10_001.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Feldpostkarte, gelaufen 26.05.1917, Stempel: K.D. Feldpost; Stempel 2: Masur. Fuss. Art. Reg. 22, I. Battailon, 2. Mun.-Kolonne; Absender: Unteroffizier Zehnbauer, 2. Mun. Kolonne, 2. Battr.; Adressat: Frau Johann Heinrich Zehnbauer, Bensheim an der Bergstraße, Wormserstraße 19; Text: 25.05.1917, Liebe Frau! Habe heute wieder keine Post von dir bekommen. [...] Rothermel ist auch dabei. Mit Urlaub werde ich noch ein bißchen warten müssen. Schreibe mir doch auch bald einmal wie es zu Hause geht. Sonst noch gut. Mit herzlichen Grüßen und Küssen auch an die Kinder dein dich liebender Mann. Gruß an [...]; digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©


NL_Zehnbauer_10_001_Ausschnitt.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Feldpostkarte, gelaufen 26.05.1917, Stempel: K.D. Feldpost; Stempel 2: Masur. Fuss. Art. Reg. 22, I. Battailon, 2. Mun.-Kolonne; Absender: Unteroffizier Zehnbauer, 2. Mun. Kolonne, 2. Battr.; Adressat: Frau Johann Heinrich Zehnbauer, Bensheim an der Bergstraße, Wormserstraße 19; Text: 25.05.1917, Liebe Frau! Habe heute wieder keine Post von dir bekommen. [...] Rothermel ist auch dabei. Mit Urlaub werde ich noch ein bißchen warten müssen. Schreibe mir doch auch bald einmal wie es zu Hause geht. Sonst noch gut. Mit herzlichen Grüßen und Küssen auch an die Kinder dein dich liebender Mann. Gruß an [...]; Bild zeigt Wagen mit Soldaten der 2. Munitionskolonne, 2.Batterie, 1. Bataillon, Masurisches Fußartillerieregiment 22 im Mai 1917 in der Nähe von St. Quentin, Frankreich. Utffz Johann Heinrich Zehnbauer (1882-1953) sitzt auf dem Kutschbock; digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©


Standort der Aufnahme (Raum St. Quentin)



Links und Literaturhinweise

[1] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 205.


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Samstag, 9. September 2017

Die Gebrüder Zehnbauer - Fotografie Johann Heinrich Zehnbauer, 13.05.1917 (03_001)

Wie die Tätigkeit bei der Munitionskolonne ausgesehen haben muss, zeigt dieses Bild, welches zweimal im Nachlass (siehe auch 10_002) auftaucht, wobei nur eines der Bilder eine Beschriftung auf der Rückseite aufweist:
„Andenken an Sonntag, den 13.05.1917 in [Boukinkamp] bei St. Quentin, Frankreich“
Auch wenn die Schreibweise des Ortes an dem die 2. Munitionskolonne untergebracht war sowohl in der Chronik (Boucincamps)[1] und der Rückseite der Fotografie (Boukinkamp) von der heutigen Schreibweise "Hameau de Boukincamp" abweicht, handelt es sich zweifelsfrei um den kleinen Weiler in der Nähe St Quentins. 

Das Bild zeigt Johann Heinrich zu Pferde und einen unbekannten Kameraden auf dem rückwärtigen Sitz eines Munitionstransporters oder einer Protze. Dabei scheint es sich um einen anderen Fahrzeugtyp zu handeln, als das auf dem Bild vom 30.06.1916 (02_003) abgebildete Fahrzeug. Die Chronik verzeichnet für den 13.05.1917 „besonders nachmittags ziemlich starkes Feuer“[2] auf die Infanteriestellungen, wobei sich die Lage an den darauffolgenden Tagen wieder beruhigt haben soll.

NL_Zehnbauer_03_001.jpg / siehe auch NL_Zehnbauer_10_002.jpg; Nachlass Zehnbauer, Bensheim; Utffz. Johann Heinrich Zehnbauer zu Pferde, Person auf Protze unbekannt, Aufschrift auf Rückseite: "Andenken an Sonntag, den 13.05.1917 in [Boukinkamp] bei St. Quentin, Frankreich". Zehnbauer diente in der 2. Munitionskolonne, 2. Batterie, 1. Bataillon, Masurisches Fußartillerie Regiment 22.digitalisiert und transkribiert: Frank-Egon Stoll-Berberich 2017 ©.

Obwohl die Munitionskolonnen nicht am unmittelbaren Kampfgeschehen beteiligt waren, so mussten sie doch die schwere Aufgabe der stetigen Versorgung der Geschützstellungen mit Munition sicherstellen. In der Chronik wird diese Aufgabe, am Auszug des Kriegstagebuchs des Bataillons des 13.04.1917, einem "Großkampftag", wie folgt beschrieben: 

"„Während des ganzen Tages waren alle Leitungen zerstört, Verbindung konnte nur durch Stafetten und Meldegänger aufrecht erhalten werden. Eine rückwärtige Verbindung und somit ein geregelter Munitionsnachschub für Feld- und Fußartillerie war nur durch das I. Bataillon Fußa. 22 gewährleistet.“ 
An diesem Großkampftag zeigt sich auch der Wert der Tätigkeit unserer unermüdlichen Munitionskolonnen, die, unterstützt von den Fahrern und nicht am Geschütz oder im Fernsprechdienst beschäftigten Mannschaften der Batterien den Munitionsnachschub sicherstellten. Mancher, der sonst den anstrengenden und auch gefahrvollen Dienst der Kolonnen wenig beachtete, weil er still und ohne viel Aufhebens getan wurde, lernte an diesem Tage um. Unter dem 13. April entnehme ich den Gefechtstagebüchern der 2. und 3. Kolonne (das der 1. Kolonne liegt mir nicht vor) folgende Berichte: 
2. Kolonne:
„Die Kol. fährt mit 7 Wagen zu 4 Pferden u. 3 Wagen zu 4 der 2. Batterie 360 Schuß vom Munitionsdepot Fieulaine in die Feuerstellung der 2. Batterie. Abfahrt 10 Uhr vormittags. Rückkehr 7 Uhr abends. 
Anschließend fährt die Kolonne mit 4 Wagen zu 4 und 2 Wagen zu 4 der 2. Batterie 216 Schuß vom Munitionsdepot Fieulaine in die Feuerstellung der 2. Batterie. Rückkehr am 14. April 7 Uhr früh. 
Die Kolonne fährt mit 5 Wagen zu 4 und 5 Wagen zu 4 der 2. Batterie 360 Granaten von Fieulaine in die Feuerstellung der 2. Batterie. Abfahrt 11 Uhr vormittags, Rückkehr am 14. April, 10 Uhr vormittags.“"


Ort der Aufnahme



Links und Literaturhinweise

[1] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 197.
[2] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 205.
[3] Filtzinger, Ph. (1933): Seite 202.

© Frank-Egon Stoll-Berberich, 2017, Alle Rechte vorbehalten.