Mittwoch, 16. November 2022

Liebe Mama... - Feldpostkarten aus Namur von Joseph Stoll - 20.11.1915

  

Noch ist der Überfluss das größte Problem, das Joseph Stoll in Namur - in der Etappe - bewältigen muss. Was auch immer er braucht, was auch immer man ihm schicken will, er erhäält es und zwar im Überfluss. Mehr als er braucht und so ist die Bitte auch nicht verwunderlich: 

"Strümpfe, [...], Mütze und Weste heute am 20ten November bekommen. Die Weste ist sehr schön und hat mir viel, viel Spaß gemacht, da ich sie gut gebrauchen kann. Strümpfe habe ich jetzt 15 Paar. Meine Hausfrau hat mir Mme Wahé 9 Paar  gewaschen. Nichts mehr jetzt schicken. Prof. Hofmann hat mir 2 Exemplare der Bergstraße geschickt, ebenso eine Menge Zigarren und Schokolade. Auch Herr Steinmeyer aus Bensheim und Frau Jagel haben ein Paket gesandt und ebenso Coustol, Wilhelm Filauer etc. Jetzt bin ich aber reichlich versehen. Alles gut. Grüße an Fräulein. Hzl. Grüße Joseph"

NLJS_Dokumente_CV_0468.jpg; Nachlass Joseph Stoll, Bensheim; Ansichtskarte, Verlag: Grand Magasins de la station, Namur; Feldpost, gelaufen 20.11.1915; Absender: Joseph Stoll, Festungsfuhrparkkolonne I, Namur; Adressat: Frau Prof. Dr. Stoll, Bensheim adB, (Hessen); Text: Strümpfe, [...], Mütze und Weste heute am 20ten November bekommen. Die Weste ist sehr schön und hat mir viel, viel Spaß gemacht, da ich sie gut gebrauchen kann. Strümpfe habe ich jetzt 15 Paar. Meine Hausfrau hat mir Mme Wahé 9 Paar  gewaschen. Nichts mehr jetzt schicken. Prof. Hofmann hat mir 2 Exemplare der Bergstraße geschickt, ebenso eine Menge Zigarren und Schokolade. Auch Herr Steinmeyer aus Bensheim und Frau Jagel haben ein Paket gesandt und ebenso Coustol, Wilhelm Filauer etc. Jetzt bin ich aber reichlich versehen. Alles gut. Grüße an Fräulein. Hzl. Grüße Joseph; digitalisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2022.

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Liebe Mama... - Feldpostkarten aus Namur von Joseph Stoll - 13.11.1915

  

Joseph Stolls Fähigkeiten und Talente finden immer mehr Anklnag und so kann er auch bei den Kameraden seine Arbeiten an den Mann bringen. Mit seinen in Bensheim erstellten Motiven der Heimat, aber auch in zunehmenden Maße in Namur selber. Skizzen der Stadt, der Gebäude und historischen Wahrzeichen. Diese Talente ermöglichen es ihm auch später die Stellung zu wechseln: Vom Gericht zur Verwaltung... aber jetzt erst einmal wieder zu dem Prospekt der Bergstraße...

"Heute geht ein Unteroffizier von uns namens [Loch] von hier fort. Es wird Dich besuchen. Wenn er kommt, gib ihm ein Exemplar von meiner Bergstraße, wie ich Dir und du mir geschickt hast. Es ist eine kleien Rolle im Vertikow, aber nicht zum Zusammenklappen, zeig ihm auch das große Bild etc. Er ist ein sehr netter Mann. Viele Grüße Dein Joseph. Mir geht es ausgezeichnet."

NLJS_Dokumente_CV_0467.jpg; Nachlass Joseph Stoll, Bensheim; Ansichtskarte: Grand Magasins de la station, Namur; Feldpost, gelaufen 13.11.1915; Absender: Joseph Stoll, Festungsfuhrparkkolonne I, Namur; Adressat: Frau Prof. Dr. Stoll, Bensheim adB, (Hessen); Text: Heute geht ein Unteroffizier von uns namens [Loch] von hier fort. Es wird Dich besuchen. Wenn er kommt, gib ihm ein Exemplar von meiner Bergstraße, wie ich Dir und du mir geschickt hast. Es ist eine kleien Rolle im Vertikow, aber nicht zum Zusammenklappen, zeig ihm auch das große Bild etc. Er ist ein sehr netter Mann. Viele Grüße Dein Joseph. Mir geht es ausgezeichnet.; digitalisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2022.

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Mittwoch, 31. August 2022

Liebe Mama... - Feldpostkarten aus Namur von Joseph Stoll - 12.11.1915

Früher war alles besser... so tönt es gerne, wenn heutzutage Dinge nicht funktionieren oder Sachen schief laufen, aber die heutige Postkarte belegt, dass auch damals "Controlle" wichtig war. Nicht nur in dieser Postkarte bittet Joseph Stoll seine Mutter die Beigaben zu den Briefen oder die verschickten Päckchen noch einmal in den folgenden Schreiben zu erwähnen oder den Erhalt seiner Schreiben zu bestätigen. Anscheinend waren die Verluste oder Diebstähle doch ein alltägliches Problem, oder die Feldpost nicht gänzlich verlässslich. 

Seine Bitte, dass die Mutter kein Geld mehr schicken solle, ist ebenfalls öfters Thema des Schriftverkehrs. Die Versorgung scheint in der Anfangszeit sogar in Belgien besser gewesen zu sein, als in Deutschland und so schickt Joseph die ersten Monate mehr Dinge (Socken, Wolle etc.) nach Deutschland als umgekehrt. Später ändert sich dies und er bittet seine Mutter um die Zusendung fehlender Alltagsgegenstände. Aber die Mutter scheint auch sehr besorgt zu sein, um ihr einziges Kind und schickt ihm Dinge, die er nicht braucht, die auf dem Transportweg schlecht werden oder die ihre eigene angespannte finanzielle Lage nicht zulassen. 

Der Standort der Ansichtskarte existiert heute noch fast genauso, aber der schöne Kahn fehlt. Wir befinden uns am Quai des Joghiers und blicken auf die Pont de l'Évêché und die Zitadelle von Namur.

NLJS_Dokumente_CV_0466.jpg; Nachlass Joseph Stoll, Bensheim Ansichtskarte, Verlag: Grand Magasins de la station, Namur; Feldpost, gelaufen 12.11.1915; Absender: Joseph Stoll, Festungsfuhrparkkolonne I, Namur; Adressat: Frau Prof. Dr. Stoll, Bensheim adB, (Hessen); Text: Liebe Mama. Deinen lieben Brief mit 10 Mark soeben erhalten. Schicke mir aber kein Geld mehr, bis ich schreibe, ich brauche keines. Was ich habe langt für das was ich kaufen will. Wenn Du schickst, dann schreibe es stets 2 mal in den folgenden Briefen damit ich eine Controlle habe! Viele Grüße an Dich, Fräulein, Frau Geheimrat und alle Bekannte. Dein Joseph.

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Liebe Mama... - Feldpostkarten aus Namur von Joseph Stoll - 11.11.1915

 
Eine weitere Ansichtskarte aus Namur, welche den Grand Place zeigt, der nach den zwei Weltkriegen, die Belgien heimgesucht haben, so nicht mehr existiert. Diese Postkarte zeigt ein weiteres Mal, wie "entspannt" die Tätigkeit in der Etappe gewesen sein muss, denn Joseph Stoll erkundigt sich ein erneut, ob die vielen Päckchen und Schreiben alle angekommen sind. 

Interessant ist seine Aussage: "...habe die Bergstraße erhalten...", denn es handelt sich um sein aufwendiges Werk, die Bergstraße als Zeichnung und ausklappbaren Prospekt zu veröffentlichen. Dies geschieht, wie viele seiner Projekte, in einer Darmstädter Druckerei. Das Ergebnis ist in der Tat sehenswert, nun aber erst einmal zum Inhalt der Karte:

"Liebe Mama. Die Bergstraße nebst Brief habe ich heute erhalten. Besten Dank. Es ist alles gut. Gestern habe ich geschrieben. Ich habe von Frau Teigel, Herrn Eller und heute von Wilhelm ein Paket bekommen. Hast du den Brief mit dem Briefe d. Herrn Eisenhardt bekommen? Wenn ja, so schreibe sofort. Viele hzl. Grüße Dein Joseph.  Lb. Grüße an Fräulein [Kierbauer]."

NLJS_Dokumente_CV_0464.jpg; Nachlass Joseph Stoll, Bensheim Ansichtskarte, Verlag: Grands Magasins de la Station, Namur; Feldpost, gelaufen 11.11.1915;Absender: Joseph Stoll, Festungsfuhrparkkolonne I, Namur; Adressat: Frau Prof. Dr. Stoll, Bensheim adB, (Hessen); Text: Liebe Mama. Die Bergstraße nebst Brief habe ich heute erhalten. Besten Dank. Es ist alles gut. Gestern habe ich geschrieben. Ich habe von Frau Teigel, Herrn Eller und heute von Wilhelm ein Paket bekommen. Hast du den Brief mit dem Briefe d. Herrn Eisenhardt bekommen? Wenn ja, so schreibe sofort. Viele hzl. Grüße Dein Joseph.  Lb. Grüße an Fräulein [Kierbauer].

Der Prospekt wurde bereits 1911 verlegt, scheint aber für Joseph Stoll in Namur wichtig gewesen zu sein. Entweder sollte er aktualisiert werden, oder er benötigte ihn als Referenz für seine demnächst in Namur geplanten Projekte.

Titelseite des Werbeprospekts "Die Bergstraße" von 1911
Titelseite des Werbeprospekts "Die Bergstraße" von 1911

DOWNLOAD - PDF: Die Bergstraße, Werbeprospekt von 1911 von Joseph Stoll, Bensheim.

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Dienstag, 12. April 2022

Liebe Mama... - Feldpostkarten aus Namur von Joseph Stoll - 10.11.1915

 

Während ein paar Kilometer weiter die Hölle tobt, der Krieg seine häßliche Fratze zeigt, erweist sich die Etappe mal wieder als völlig andere Welt. Joseph Stoll hat bei seinem Posten als Gerichtsschreiber, später wird er bei der Festungsverwaltung eingesetzt, ausreichend viel Zeit, um seiner Mutter regelmäßig und viel zu schreiben. Er kann sogar seine Arbeiten für sein heimisches Atelier als Werbegrafiker und Architekt koordinieren. So steht er in Verbindung mit einer Druckerei, die seine Aufträge umsetzt und er kann Geld empfangen... In der Etappe hätte man eingesetzt sein müssen!

Soeben höre ich von Reiling, daß du seit 24 Oktober noch keinen Brief bekommen hast. Ich habe während der Zeit schon einige Briefe und Karten geschrieben. Gestern habe ich einen Brief geschickt mit dem Briefe von Herrn Eisenhardt. Schreibe sofort ob du ihn erhalten hast. Die Broschüre Hofmann brauchst du nicht zu suchen, sie ist in Darmstadt. Ich habe Herrn Prof. Hofmann um eine andere gebeten. Sonst alles sehr gut. Hzl. Grüße Dein Joseph. Geld bekommen.

NLJS_Dokumente_CV_0465.jpg; Nachlass Joseph Stoll, Bensheim; Ansichtskartekarte, Verlag: Grands Magasins de la Station, Namur; Feldpost, gelaufen 10.11.1915; Absender: Joseph Stoll, Festungsfuhrparkkolonne I, Namur; Adressat: Frau Prof. Dr. Stoll, Bensheim adB, (Hessen); Text: Soeben höre ich von Reiling, daß du seit 24 Oktober noch keinen Brief bekommen hast. Ich habe während der Zeit schon einige Briefe und Karten geschrieben. Gestern habe ich einen Brief geschickt mit dem Briefe von Herrn Eisenhardt. Schreibe sofort ob du ihn erhalten hast. Die Broschüre Hofmann brauchst du nicht zu suchen, sie ist in Darmstadt. Ich habe Herrn Prof. Hofmann um eine andere gebeten. Sonst alles sehr gut. Hzl. Grüße Dein Joseph. Geld bekommen; digitalisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2021.

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Donnerstag, 30. Dezember 2021

Liebe Mama... - Feldpostkarten aus Namur von Joseph Stoll - 07.11.1915

 

 So langsam füllen sich die Feldpostkarten mit "wichtigen" Inhalten. Dass Joseph Stoll in der Etappe nur wenig vom Treiben an der Front zu erzählen aht und sogar Zeit findet sich touristisch fortzubilden, ist in Anbetracht des Gesundheitsszustandes seiner Mutter von Vorteil. Obwohl die Karten mehr als 100 Jahre alt sind, scheinen sich die Probleme zu wiederholen. Die Mutter in Bensheim braucht Hilfe im Haushalt, im Alltag, ihr Gesundheitszustand ist schlecht. 

Doch wer soll sie pflegen und versorgen? Fernab der Heimat fällt es schwer, geeignete Personen zu finden, die vertrauenswürdig sind. Hier scheinen weitere Briefe zu folgen, die leider nicht mehr existieren.

"Gestern habe ich einen Brief von Herrn Eisenhardt bekommen, worin er mir mitteilt, daß ich von der Schule pro Monat 30 Mark bekommen soll. Ebenso sollst Du 12 Mark pro Monat empfangen aus der [...]kasse. Dann sagte er, in der Ausschußsitzung sei darüber gesprochen worden, daß du eine rote Kreuzschwester ins Haus bekämest, die Nachts im Hause schlafen soll. Mit allem bin ich einverstanden, aber mit letzterem nicht. Spreche mit Fräulein [Kirbaum] wenn sie dableiben möge wie seither, dann könne niemand anderes zu dir! So ist es mir lieber. Wenn sie allerdings nicht dableiben kann, bis ich zurück bin, dann ist es eine andere Sache. Ich werde noch ausführlicher schreiben. Das Geld habe ich erhalten und schon Karte geschrieben. Viele Grüße an Fräulein Nierbauer und Mutter sowie an Frau Geheimrat, wenn sie zu dir kommt. Heute bin ich in Lüttich auf Urlaub. Viele Grüße Joseph"


NLJS_Dokumente_CV_0463.jpg; Nachlass Joseph Stoll, Bensheim; Ansichtskarte; Verlag: Emile Durmont, éditeur, Liege; Feldpost, gelaufen 07.11.1915 Absender: Joseph Stoll, Fahrer, Festungsfuhrparkkolonne I, Namur; Adressat: Frau Prof. Dr. Stoll, Bensheim adB, (Hessen) Text: Gestern habe ich einen Brief von Herrn Eisenhardt bekommen, worin er mir mitteilt, daß ich von der Schule pro Monat 30 Mark bekommen soll. Ebenso sollst Du 12 Mark pro Monat empfangen aus der [...]kasse. Dann sagte er, in der Ausschußsitzung sei darüber gesprochen worden, daß du eine rote Kreuzschwester ins Haus bekämest, die Nachts im Hause schlafen soll. Mit allem bin ich einverstanden, aber mit letzterem nicht. Spreche mit Fräulein [Kirbaum] wenn sie dableiben möge wie seither, dann könne niemand anderes zu dir! So ist es mir lieber. Wenn sie allerdings nicht dableiben kann, bis ich zurück bin, dann ist es eine andere Sache. Ich werde noch ausführlicher schreiben. Das Geld habe ich erhalten und schon Karte geschrieben. Viele Grüße an Fräulein Nierbauer und Mutter sowie an Frau Geheimrat, wenn sie zu dir kommt. Heute bin ich in Lüttich auf Urlaub. Viele Grüße Joseph; digitalisiert und zusammengestellt: Frank-Egon Stoll-Berberich 2021.

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