Samstag, 1. April 2017

...übersenden wir Ihnen den Nachlass ihres Mannes: 1 Taschenuhr mit Kette,... 1 Trauring...

Bereits einen Tag nach dem Tode Jakob Seegers (1887-1918), also am 6. Dezember 1918, sieht sich der zuständige Stabs- und gleichzeitige Chefarzt des Ortslazaretts der Sanitätskompagnie 238 dazu veranlasst, der Witwe Seegers einen ausführlichen Brief über die genauen Todesumstände und den Verlauf der Beisetzung zu schreiben. Pflichtgemäß erhält sie zudem eine Auflistung der im Lazarett verwahrten Gegenstände Seegers, die ihr auf dem Postwege - einschließlich des Geldbetrages von 44,60 Mark - zugesandt werden. Der Inhalt des Briefes lautet: 

Im Felde, den 6. Dezember 1918
Sehr geehrte Frau!
Das Ortslazarett der Sanitäts-Kompagnie 238 erfüllt hiermit die Pflicht, Ihnen die traurige Nachricht zukommen zu lassen, daß Ihr Mann der Gefreite Jakob Seeger von dem Militär Güter- und Paketamt 203 am 5. Dezember 1918 nachmittags 6 Uhr 15 Minuten an Lungenentzündung verstorben ist.
Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Soldaten-Ehrenfriedhofe 2 [klein] südlich des Ortes Nowo-Bjelitza bei Gomel (Ukraine) links von der Chausee hinter dem russischen Lazareth.
Die Bestattung erfolgte in gebührender Weise in einem Holzsarge im Einzelgrab im Beisein seiner Kameraden. Der Divisionspfarrer hielt die Rede.
Die Krankheit war so schwerer Art, daß das Leben leider nicht mehr erhalten werden konnte. Es wurde alles aufgeboten, seine letzten Stunden so leicht als möglich zu gestalten.
Beigeschlossen übersendet das Lazarett den bei Ihrem verstorbenem Mann vorgefundenen Nachlaß: 1 Taschenuhr mit Kette, 1 Brieftasche , 1 Trauring, 1 Notizbuch, 2 Rasiermesser, 1 Rasierpinsel, 1 Kamm, 1 Streifriemen, 1 Abziehstein, 2 Paar Strümpfe, 1 Taschentuch und eine Börse mit Mk. 44,60. - welche per Postanweisung übersandt werden. Zudem Ihnen das Lazarett zu dem schweren Verlust, den Sie erlitten haben, das innigste Beileid ausdrückt bin ich mit vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener  
Dr. [...] Stabsarzt und Feldarzt

BIAB_HBS_0017.jpg Brief an Frau Maria Seegers aus Auerbach (heute Bensheim-Auerbach) vom Stabsarzt der Sanitätskompagnie 238 vom 6. Dezember 1918. Brief zur Verfügung gestellt durch Hans Bernhard Schober, Zusammengestellt und transkribiert von Frank-Egon Stoll-Berberich 2017



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